Mieterbund kritisiert Online-Portale für Wohnungssuche
Seitdem das Bestellerprinzip gilt, kursieren mehr und mehr Online-Portale für die Mietersuche im Netz. Der Maklerverband bleibt gelassen, während der Mieterbund kritisch reagiert.
Der Deutsche Mieterbund kritisiert neue Online-Plattformen, die seit dem Inkrafttreten des Bestellerprinzips für Maklerbezahlung Vermietern Hilfe bei der Mietersuche bieten. Prinzipiell seien die Portale aus Verbrauchersicht "nicht gut zu heißen", sagte ein Sprecher des Mieterbunds. Wohnungssuchende müssten dort einer "unbegrenzten Zahl" von Menschen zu viele Daten preisgeben.
Es kursieren mehr und mehr Online-Plattformen im Netz
Portale wie nesthub.de oder mietercasting.de funktionieren ähnlich wie Online-Partnerbörsen: Sie errechnen aus den Wünschen der Eigentümer und den Angaben der Interessenten, wer besonders gut zu wem passt. Der Vermieter präsentiert seine Wohnung dabei über eines der Portale, die potenziellen Mieter füllen ein Bewerberprofil aus und laden beispielsweise schon einige Dokumente hoch. Seitdem in Deutschland das Bestellerprinzip gilt, sprießen mehr und mehr der Portale aus dem Boden. Das Bestellerprinzip besagt, dass bei Mietwohnungen nun derjenige den Makler bezahlt, der ihn auch bestellt hat - also nicht mehr automatisch der Mieter.
In ihrer neuen Ausgabe gibt die Zeitschrift "Finanztest" einen Überblick über zehn der Plattformen und vergleicht die Preise. In den meisten Fällen sind die Online-Wohnungsbörsen für die Mieter demnach kostenlos; Vermieter müssen dafür in der Regel zahlen - allerdings meist deutlich weniger als für Makler, die oft mehr als zwei Kaltmieten in Rechnung stellen.
Der Mieterbund sorgt sich nun um einen "Sog-Effekt" durch die neuen Portale. Potenzielle Mieter könnten im Bieterwettbewerb um Wohnungen künftig dazu gedrängt werden, immer mehr private Daten an die Portale weiterzugeben, um mit anderen Bewerbern Schritt zu halten.
Ein Sprecher von nesthub.de, einem Start-up, das seit rund eineinhalb Monaten auf dem Markt ist, widersprach der Kritik: "Wir geben Interessenten-Daten nicht eins zu eins an die Vermieter weiter", sagte er der AFP. Die Daten würden verschlüsselt auf Servern des Unternehmens liegen und Vermieter würden nur anhand von "grünen Häkchen" oder "roten Kreuzen" sehen, ob ein Mieter die Anforderungen in den jeweiligen Bereichen - etwa beim Einkommen - erfülle.
Immobilienverband Deutschland reagiert gelassen auf die neue Konkurrenz
Der Immobilienverband Deutschland (IVD), die Vertretung der Makler, reagierte auf AFP-Anfrage gelassen auf die neue Konkurrenz aus dem Netz. Veränderungen seien in der Immobilienbranche "ganz normal", sagte ein Sprecher. Revolutionen gebe es "selten" und der Beruf des Makler sei weiter enorm wichtig: "Die Qualitäten und das Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit" könne nicht so einfach "auf einen Algorithmus übertragen" werden.
Das Bestellerprinzip gilt in Deutschland seit Juni. Es ist Teil einer Reform der Bundesregierung zur Regulierung auf dem Mietmarkt. Seit Juni gilt in einigen Bundesländern auch die sogenannte Mietpreisbremse. Sie soll Wohnungssuchende vor überhöhten Mieten schützen und vor allem in Ballungsräumen den Preisanstieg deckeln. afp
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