Creaton Aktionäre fühlen sich "abgespeist"
Die Creaton AG mit Sitz in Wertingen (Kreis Dillingen), hat ein prächtiges Geschäftsjahr 2006 hingelegt. Freude wollte deswegen bei der Hauptversammlung des Unternehmens nicht aufkommen: Denn Vorstandsvorsitzender Alfons Hörmann kündigte an, dass der anvisierte Konzernumsatz 2007 von 200 Mill. Euro wohl kaum mehr erreichbar sei. Von Georg Schalk
Günzburg/Wertingen Die Creaton AG, Deutschlands führender Tondachziegel-Hersteller mit Sitz in Wertingen (Kreis Dillingen), hat ein prächtiges Geschäftsjahr 2006 hingelegt. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 21 Prozent auf rund 163 Mill. Euro, der Jahresüberschuss stieg um 52 Prozent auf 11,1 Mill. Euro.
Freude wollte deswegen bei der Hauptversammlung des Unternehmens gestern in Günzburg nicht aufkommen. Zum einen kündigte Vorstandsvorsitzender Alfons Hörmann an, dass der anvisierte Konzernumsatz 2007 von 200 Mill. Euro wohl kaum mehr erreichbar sei. Dazu trage der Produktionsausfall nach dem Großbrand in Wertingen am 16. Mai bei, aber auch die deutlich rückläufige Entwicklung bei Baugenehmigungen und Neubauten in Deutschland. "Wir müssen uns also nach der erfreulichen, aber wohl leider nur kurzen Schönwetterperiode wieder auf frostige Zeiten einstellen", sagte Hörmann.
Zum anderen mussten sich die Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder gestern massive Kritik an der Dividendenausschüttung anhören: Beschlossen wurden elf Cent je Stamm- und 23 Cent je Vorzugsaktie. Im Vorjahr waren es noch 28 bzw. 40 Cent. "Das Angebot ist lächerlich", schimpfte ein Kleinaktionär. Ein anderer vermutete: "Wir sollen hier mit allen Mitteln vergrault und vertrieben werden." Ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bezeichnete die Höhe der Dividende als "Unverschämtheit". Die freien Aktionäre würden insgesamt mit 460 000 Euro an Dividendenzahlungen "abgespeist", die Vorstände erhielten insgesamt 1,9 Mill. Euro.
Hörmann verteidigte den Ansatz. Creaton habe schon immer frühzeitig die richtigen Weichen gestellt. Somit gewinne das Unternehmen langfristig an Wert und damit auch der einzelne Aktionär. Außerdem sei Creaton viele Jahre "einer der Dividendenkönige" gewesen.
Laut Finanzvorstand Karsten Schüssler soll ein Großteil des Gewinns - 5,2 Mill. Euro - auf die "hohe Kante" gelegt werden. Damit will Creaton nicht nur den Bau der zweiten Produktionsstätte in Lenti (Ungarn) mitfinanzieren, sondern auch neue Projekte anpacken. Welche, wurden nicht verraten.
Schüssler teilte mit, dass gegen den umstrittenen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Etex Holding GmbH zwei Klagen beim Oberlandesgericht München anhängig seien. Etex ist Mehrheitsaktionär von Creaton.
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