Ministerium schließt Skandal-Betrieb
Deggendorf (lb). Nach dem Auftauchen von neuen Vorwürfen gegen das in den Fleischskandal verwickelte Deggendorfer Unternehmen hat das bayerische Verbraucherschutzministerium am Dienstag die endgültige Schließung des Betriebs angeordnet. Unterdessen hat das Deggendorfer Amtsgericht mitgeteilt, dass das Unternehmen nach eigenen Angaben zahlungsunfähig ist.
Deggendorf (lb). Nach dem Auftauchen von neuen Vorwürfen gegen das in den Fleischskandal verwickelte Deggendorfer Unternehmen hat das bayerische Verbraucherschutzministerium am Dienstag die endgültige Schließung des Betriebs angeordnet. Die Behörden würden nun hart und kompromisslos vorgehen, sagte Verbraucherstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU). "Fast täglich scheinen neue Machenschaften ans Licht zu kommen, wir machen jetzt den Betrieb dicht."
Nach Angaben des Ministeriums hat ein enger Mitarbeiter des bereits in Untersuchungshaft sitzenden Betriebsleiters die Behörden darüber informiert, dass bei der Deggendorfer Frost GmbH über das bisher bekannte Ausmaß hinaus Schlachtabfälle zu Lebensmitteln umdeklariert wurden. Der Handel mit dem ungenießbaren Fleisch sei in der Buchführung raffiniert verschleiert worden.
Bereits seit Oktober ist bekannt, dass der 39-jährige Chef des Unternehmens mindestens 2600 Tonnen Schlachtabfälle im Ausland angekauft und als Nahrungsmittel weiterverkauft haben soll. Das Fleisch soll an weiterverarbeitende Firmen in Italien, Ungarn, Frankreich und mehreren Bundesländern gegangen sein. Nach Auffliegen des Skandals wurde Haftbefehl gegen den Mann erlassen.
Unterdessen hat das Deggendorfer Amtsgericht mitgeteilt, dass das Unternehmen nach eigenen Angaben zahlungsunfähig ist. Die Frost GmbH habe einen Insolvenzantrag gestellt, sagte ein Justizsprecher. Ein Münchner Rechtsanwalt wurde von dem Gericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Nachdem das ARD-Magazin "Fakt" am Montag darüber berichtet hat, dass das Unternehmen immer noch vergammeltes Fleisch lagere, hat das Deggendorfer Landratsamt erneut den Betrieb kontrolliert. Der Sender hatte zwei aus dem Lager der Frost GmbH stammende Proben von einem Labor untersuchen lassen. Die Fleischstücke seien vor dem Einfrieren bereits zum Teil verwest gewesen und enthielten gesundheitsgefährdende Krankheitserreger, berichtete "Fakt".
Bei der neuen Kontrolle sind laut Landratsamtes Fleischproben genommen worden, die nun im Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim untersucht werden sollen. Von dem Ergebnis hängt ab, was mit den noch im Kühlhaus lagernden bis zu 200 Tonnen Fleisch passiert. Nach dem Willen des Ministeriums soll diese Ware möglichst vernichtet werden.
Das im Auftrag des ARD-Magazins untersuchte Fleisch stammt nach Angaben der Kreisbehörde möglicherweise von Paletten, die das Unternehmen zum Abtransport in die Tierkörperbeseitigungsanlage bereitgestellt hatte. Vor kurzem sollen 14 Tonnen unbrauchbares Fleisch auf diese Weise vernichtet worden sein.
Nachdem es im Fall des Deggendorfer Betriebs offenbar zu Kommunikationspannen zwischen Behörden kam, will Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) solches künftig mit besseren Absprachen verhindern. Dazu wurde von Schnappauf eine Arbeitsgruppe gebildet mit Mitarbeitern des Justiz- und Verbraucherschutzministeriums sowie weiteren Lebensmittel-Experten.
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