SAP-Chef tritt überraschend zurück - Duo übernimmt Führung
SAP-Chef Bill McDermott tritt zurück. Nun wird mit Jennifer Morgan zum ersten Mal eine Frau an der Unternehmensleitung eines Dax-Konzerns beteiligt sein.
Nach dem überraschenden Wechsel an der Spitze des Softwarekonzerns SAP will das neue Führungsduo Jennifer Morgan und Christian Klein den Kurs von Vorgänger Bill McDermott fortsetzen. Man dürfe erwarten, dass Klein und sie sich auf eine entscheidende Botschaft konzentrierten - und die laute: Kontinuität, sagte Morgan am Freitag in einer Telefonkonferenz. Die 48-jährige US-Amerikanerin wird Europas größten Softwarekonzern künftig gemeinsam mit Klein führen und ist damit die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns.
Morgan und Klein führen als Führungsduo die Unternehmenstradition von SAP fort
Klein verwies darauf, dass schon die SAP-Gründer Hasso Plattner und Dietmar Hopp gemeinsam an der Spitze gestanden hätten und es auch danach schon Führungsduos bei SAP gegeben habe. Er und Morgan ergänzten sich sehr gut. McDermott hatte in der Nacht zu Freitag überraschend bekanntgegeben, sich von der SAP-Spitze zurückzuziehen. Er werde sich künftig anderen Aufgaben zuwenden, sagte er. Welche das sind, ließ er allerdings offen.
Seit 2014 lenkte der heute 58-jährige McDermott die Geschicke des wertvollsten deutschen börsennotierten Konzerns an der Vorstandsspitze allein. Der US-Amerikaner hat den Konzern stark in Richtung Cloudsoftware zur Miete aus dem Internet umgebaut. "Von dieser Weichenstellung wird das Wachstum von SAP noch viele Jahre profitieren", sagte Plattner. Mit dem Führungswechsel greife die langfristige Nachfolgeplanung des Kontrollgremiums, hieß es.
McDermott: Gründe für den Rücktritt von der SAP-Spitze sind noch unklar
Einen konkreten Grund für den Rücktritt McDermotts nannte das Unternehmen zunächst nicht. McDermotts Vertrag lief noch bis 2021, zu einer Verlängerung wird es nicht kommen. Er ist seit 2002 im Unternehmen. Noch bis Ende des Jahres will der Manager in einer beratenden Rolle im Unternehmen bleiben. "Jetzt ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen", sagte McDermott.
Er hatte zuletzt noch einen Plan zur längerfristigen Effizienzsteigerung für Mitte November angekündigt. Investoren hatten die seit langem unter dem starken Ausbau des Cloudgeschäfts leidende Marge immer wieder bemängelt, McDermott hingegen setzte voll auf das Wachstum bei der Software, die über das Internet genutzt wird und im Abo-Modell oder gegen Nutzungsgebühr bezahlt wird.
McDermott gilt als begnadeter Verkäufer, Zaudern und Zweifeln ist seine Sache nicht. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP in seiner Zeit viele Milliarden in teure Zukäufe. Unter seiner Ägide wurde der Konzern zum wertvollsten deutschen Börsenkonzern, aktuell ist SAP rund 130 Milliarden Euro wert. (dpa)
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