Landwirtschaft: In Petersdorf sät und hackt ein Roboter die Bio-Zuckerrüben
Familie Reiner setzt auf ihrem Bioland-Betrieb in Petersdorf einen Roboter auf dem Feld ein. Er hält die selbst gesäten Pflanzen jetzt auch unkrautfrei.
„Tack, tack“, so klingt es vom Acker her. Nach einer kurzen Pause sind erneut die schnellen Schläge zu hören: tack, tack. Der Agrar-Roboter Farm-Droid fährt langsam über den scheinbar nackten Boden. Er ist der Verursacher dieses Geräuschs. Der einsame „Arbeiter“ aus Edelstahl, Elektromotoren und Computerchips hat für den Bioland-Betrieb der Familie Reiner in Petersdorf heuer auf zwölf Hektar Fläche Zuckerrüben angebaut und auf zwei Hektar Zwiebeln.
Als Bioland-Betrieb betreibt Familie Reiner Pflanzenbau ohne Chemie. Der Roboter übernimmt mechanisch die Unkrautbekämpfung. Das Gerät ist gerade dabei, jede einzelne der von ihm selbst gesäten Pflanzen unkrautfrei zu halten.
Petersdorf: So sät der Roboter die Pflanzen
Schon beim Säen hat der Roboter den Standort jedes künftigen Pflänzchens und sein eigenes Bewegungsprofil als GPS-Daten abgespeichert. Er kennt nun auf zwei Zentimeter genau den Platz jeder künftigen Rübe. Zwischen den Reihen lockern Stahlstifte den Boden und reißen nahezu jedes Beikraut aus. Innerhalb der Reihe stehen die Pflänzchen auf 18 Zentimeter Abstand. Sechs Reihen gleichzeitig pflegt der Roboter auf seinem Weg mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 Metern pro Stunde.
Sebastian Reiner hat seinen Roboter auf eine Geschwindigkeit von 700 Metern pro Stunde programmiert. Selbst bei diesem Tempo schießen die sechs Hackmesser zwei Zentimeter nach dem jungen Trieb in die Reihe, schneiden auf ihrem Weg zum nächsten winzigen Rübentrieb alles Beikraut ab, ziehen sich aus der Reihe, um die nächste Nutzpflanze nicht zu gefährden und kehren hinter ihr sofort zurück in die Reihe: tack, tack.
Landwirtschaft: Der Roboter musste das Säen erst lernen
Das Prinzip der Roboter-Arbeitsweise hört sich gut an. „Aber wir hatten schon viele mechanische und softwaretechnische Probleme –vor allem beim Säen. Jetzt, bei der Pflege, beim Hacken, läuft es ganz gut“, nickt Sebastian Reiner, der 18-jährige Sohn von Christoph und Bettina Reiner. Vater und Sohn hatten den Roboter „FD 20“ der Firma Solar-Energie Andresen GmbH auf einer Agrarausstellung zum ersten Mal gesehen. Der Preis ist stattlich: 65.000 Euro kostet der stille Helfer, der nur müde wird, wenn ihm der „Saft“ ausgeht. Dafür gibt es rund zwei Drittel Zuschuss.
Die Aussicht, CO2-neutral säen und pflegen zu lassen, war zu verlockend. Sechs Quadratmeter Solarfläche sorgen für den Betrieb am Tag und laden die Batterien für die Arbeit in der Nacht. „Das Gerät kann theoretisch 24 Stunden arbeiten“, bestätigt Sebastian Reiner. Insgesamt soll der Roboter bis zu 20 Hektar autonom sähen und unkrautfrei halten können. Dabei kippt er mit seinen 800 Kilo Eigengewicht das Thema Bodenverdichtung aus jeder Diskussion. Zum Vergleich: Ein kleiner Pflegetraktor wiegt allemal so um die 4000 Kilogramm. „So ganz ohne Handarbeit wird es in dieser Saison nicht abgehen“, sagt Sebastian Reiner, bückt sich, zupft zwei kleine Pflänzchen aus und wirft sie mit dem Kommentar „Klette“ zurück auf den Acker. An der kräftigen Wurzel des Klettenlabkrauts hat sich FD 20 offenbar vergebens abgemüht. Vielleicht beim nächsten Mal, wenn er wieder drüberrollt: tack, tack.
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