Forstministerin Kaniber überzeugt sich vom "Vorzeigeprojekt" Wald in der Au
Forstministerin Michaela Kaniber überzeugt sich im Wald in der Gemeinde Rehling, wie ein Förderprogramm wirkt. Fachleute bezeichnen es als Erfolgsmodell. Was dahintersteckt.
Naturschutz im Wald - wie das funktioniert, davon wollten sich am Montagnachmittag die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber und der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Josef Ziegler, vor Ort überzeugen. Ein Anschauungsbeispiel für eine mustergültige Umsetzung des staatlich geförderten "Vertragsnaturschutzprogramms Wald" fanden sie und weitere Gäste in der Gemeinde Rehling.
Ziel der Besichtigung war ein Besitz von Peter Rieger in Auer Wald, direkt oben auf dem Lechrainhang gelegen. Er ist vor einiger Zeit in einer Fachzeitschrift durch Zufall auf das Förderprogramm des Freistaats gestoßen und leitete daraufhin alles in die Wege, um selbst aktiv zu werden. Rieger ist gebürtig im Rehlinger Ortsteil Au und wohnt jetzt in Thalhausen (Altomünser, Landkreis Dachau). Dort hat er eigentlich erst seine Liebe zum Wald entdeckt. In seiner Heimatgemeinde bewirtschaftet er nur noch geringe Flächen selbst, darunter den Wald am Lechrainhang.
Hier konnten sich am Montag die Ministerin und Fachleute einen Überblick verschaffen, wie dieses Förderprogramm richtig umgesetzt wird, um einen einzigartigen Lebensraum zu schaffen. Der zuständige staatliche Förster Rolf Banholzer unterstützte Rieger von Beginn an. So wurden vielfältige, naturschutzfachlich wertvolle Strukturen in Riegers Wald geschaffen.
Naturschutz: Freistaat bietet finanzielle Anreize für Waldbesitzer
Banholzer erklärte, es sei ganz wichtig für den Waldnaturschutz, Biotopbäume und Totholz der Natur zu überlassen. Nur so könnten sich in Höhlenbäumen oder Horsten vom Aussterben bedrohte Tiere und Insekten wieder ansiedeln. Mit diesen Maßnahmen solle der Artenschutz gefördert werden. Ein Beispiel ist der Hirschkäfer. Er gehört zu den besonders gefährdeten Arten. Banholzer bezeichnet ihn als bekannten sensationellen Käfer. Er ist ein klassischer Totholzbewohner bei Starkeichen.
Um das Ziel von mehr Arten- und Naturschutz zu erreichen, bietet der Freistaat finanzielle Anreize für die Waldbesitzer. Es gibt zahlreiche Förderprogramme. Diese seien im Internet nachzulesen, könnten aber auch bei den örtlichen Revierförstern erfragt werden, so Banholzer. Das "Vertragsnaturschutzprogramm Wald" wurde bei dem Treffen als Erfolgsmodell bezeichnet, das den kooperativen bayerischen Weg im Waldnaturschutz verkörpere. Waldbesitzer-Präsident Josef Ziegler kommentierte es so: "Leidenschaftlich, vielfältig – gemeinsam für mehr Waldnaturschutz."
Waldbesitzer zeigen großes Interesse am Förderprogramm
Das Interesse bayerischer Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ist offenbar groß. Das zeigen die jüngsten Zahlen, die Forstministerin Kaniber nannte. "Wir verzeichnen das zweite Jahr in Folge einen Nachfragerekord bei der Waldnaturschutzförderung. Dies freut mich sehr, denn es zeigt, welch großen Stellenwert der Erhalt der Artenvielfalt bei unseren Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern genießt unter dem Motto Schützen und Nutzen", so Kaniber.
Mit rund 10,5 Millionen Euro fördert die Bayerische Staatsregierung auch in diesem Jahr den Erhalt von Biotopbäumen und Totholz und andere Waldnaturschutzmaßnahmen. Sie will so die freiwilligen Leistungen und das hohe Engagement der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in Bayern honorieren. Wie Kaniber informierte, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seit 2015 mehr als 40 Millionen Euro bereitgestellt und damit unter anderem rund 200.000 Stück Totholz oder Biotopbäume erhalten. Für dieses Jahr liegen bereits 3800 neue Anträge vor.
Rehlings Bürgermeister Christoph Aidelsburger bezeichnete den Waldnaturschutz gerade in der Gemeinde Rehling mit großen Waldflächen wie in den Lechauen mit ihren Naturschutzgebieten als eine Herzensangelegenheit. Bei der rund eineinhalbstündigen Diskussion im Auer Wald waren auch der Behördenleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Axel Heiß und mehrere Amtskollegen sowie Mitarbeiter des Staatsministeriums dabei.
Peter Rieger hat sich ganz schnell für den Naturschutz entschieden
In Riegers Wald sind zwischenzeitlich mehrere Bäume sowohl als Totholz als auch als Biotopbaum eingestuft. Je nach Baumart und Durchmesser gibt es eine einmalige Förderung in Höhe von 125 bis 220 Euro. "Ich habe mir die Inanspruchnahme dieser Fördergelder kurz überlegt und mich schnell entschieden", erzählte er. Und weiter: "Wenn man bedenkt, dass ich mit schwerem Waldbearbeitungsgerät von Thalhausen nach Rehling fahren muss und den erhöhten Aufwand an dem Steilhanggrundstück zum Abholzen berücksichtige, dann war die Rechnung mit den Fördermöglichkeiten gleich aufgemacht. Ich verdiene durch Nichtstun an diesen Bäumen und fördere damit noch den Naturschutz." Auf die Frage der Forstministerin, ob er diese Maßnahme schon bereut habe, wenn er durch seinen Wald gehe, antwortete Rieger mit einem klaren "Nein".
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