Ein turbulenter Blick in die Zukunft
Die Affinger Volksbühne hat am Wochenende Premiere gefeiert. Die Zuschauer waren von „Der Mascara“ begeistert. Dabei ist die Figur doch ganz offensichtlich ein Schurke.
Affing Die menschliche Spezies wird in Affing regelrecht vorgeführt: Naiv sind wir, dumm, ängstlich und leichtgläubig, eifer- und geltungssüchtig. Wir möchten stets mehr scheinen, als wir tatsächlich sind, mehr können, als wir tatsächlich können, schöner sein, reicher sein. Wir fallen auf alles und jeden herein, der uns das Blaue vom Himmel verspricht. Das Lehrgeld, das wir bereitwillig zahlen, lockt uns derjenige aus der Tasche, der diese verzagte Dummheit erkennt und schamlos ausnutzt. Auch ein Schurke, aber immerhin einer mit Grips.
Der Mascara ist so ein durchtriebenes Exemplar. Eigentlich ein frustrierter, ausgebeuteter Knecht, der den Druck seiner Herrschaft nicht mehr aushält und den Hof verlässt. Und der wie zufällig im Nachbardorf auf eine völlig verängstigte Dorfgemeinschaft stößt, die betend und jammernd in der Dorfschmiede einem heftigen Gewitter trotzt. Seine simple Aussage, dass es bald aufhören werde zu regnen – was dann auch eintritt – wird flugs als hellseherische Fähigkeit ausgelegt. Die Dorfbewohner gehen ihm nur zu gern auf den Leim, zumal er den Trick mit der unsichtbaren Maske aus dem Sack zaubert: Gegen Geld oder Naturalien oder am besten beides, könne er jedem weissagen, was ihn so erwarte. Mehr noch: die Masken erfüllten auch individuelle Wünsche jeglicher Art. Und so beginnt das Spiel um das vermeintliche Glück. Mal will die dralle Hebamme (Simone Higl) einen feschen Mann, der Dorfwirt (Werner Briese) das fesche Dirndl, der biedere Bürgermeister (Albert Draxler) den höheren Posten, seine Frau (Agnes Gall) das höhere Ansehen. Der Knecht (Matthias Limmer) will nur mehr Kraft, der Bäcker (Sebastian Pischel) eine volle Backstube. Der Mascara (Paul Moll) schreitet zur Tat, und das ziemlich überzeugend. Er weissagt durch den frischen Gugelhupf, er „liest“ im knusprigen Entenschenkel, er summt sein meditatives Om-Mantra. Man bringt ihm reichlich Essen, weiches Bettzeug, er wird neu eingekleidet, der Geldsäckel füllt sich. Moll spielt diese Durchtriebenheit mal feixend, mal erstaunt über so viel Dummheit und Naivität. In seiner Assistentin, der Taglöhnerin Marei, findet er ein passendes Pendant. Marei hat im vermeintlichen Hellseher den einfachen Knecht wiedererkannt, und möchte jetzt auch ein Stück vom Kuchen abkriegen. Das funktioniert so lange, bis die kritische junge Dorfbewohnerin (Sophia Lindermeir) den Pfarrer (Franz Limmer) von der Schurkerei überzeugen kann.
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