Weißer Sonntag 1914: Dieses Kommunionbild ist 110 Jahre alt
Am Weißen Sonntag 1914 gehen in Todtenweis neun Kinder zur Erstkommunion. Alle sind 1905 geboren, auch zwei Schwestern. Sie sind keine Zwillinge.
Das bisher älteste Foto einer Erstkommunion in Todtenweis fand sich im Nachlass des 2021 verstorbenen Rudolf Leopold („Oberwanger-Bauer“). Die Aufnahme ist 110 Jahre alt und hat im Laufe dieser langen Zeit natürlich etwas gelitten. Doch die Gesichter der Kinder sind alle noch gut zu erkennen.
Eine zeitliche Einordnung war nach Angaben des Todtenweiser Gemeindearchivpflegers und Kreisarchivpflegers Franz Riß zunächst nicht möglich. Es seien keinerlei Hinweise auf das Jahr und die abgebildeten Kinder vorgelegen, teilt er mit. Aufgrund der Kleidung der Mädchen und der Mariengrotte im Hintergrund sei jedoch eine Eingrenzung auf wenige Jahre möglich gewesen.
Die Mädchen tragen zur Erstkommunion Aichacher Tracht
Die Lourdesgrotte hatte der damalige Ortspfarrer Böhm 1913 im Zwickel zwischen Turm und Chor an der Nordostecke der Kirche errichten lassen, weiß Riß. Die Baukosten von 800 Mark spendete der ledige Xaver Ettinger vom Söllbauer, der 1916 verstarb. Alle Mädchen trugen noch die Aichacher Tracht, die "boarisch G'wand" genannt wird. "Zur Erstkommunion erhielten die Mädchen das erste Festtagskleid, das in den nächsten Jahren regelmäßig als Kirchengewand getragen wurde", teilt der Archivpfleger mit.
Da die ersten weißen Kleider erst bei den Kommunionsfeiern nach dem Ersten Weltkrieg in Mode kamen, konnte Riß zufolge eine gezielte Suche im Zeitraum von 1913 bis 1918 erfolgen. Die Recherchen im Gemeindearchiv ergaben, dass nur am Sonntag, 19. April 1914 sieben Mädchen und zwei Buben die Erstkommunion empfingen. Dreieinhalb Monate später brach der Erste Weltkrieg aus. Nachdem sich außerdem unter den Mädchen die 1905 geborene Hanni Wackerl befand, war die Zuordnung eindeutig, da sie die Nichte der damaligen Oberwanger-Bäurin Kreszenz Leopold war und auf dem Nachbar-Anwesen „Beim Jagerwanger“ ihre Kindheit verbrachte.
Auch alle anderen Kinder wurden 1905 geboren. Neben Johanna Wackerl gingen diese Kinder zur Erstkommunion (in Klammern die Hausnamen): Xaver Helfer (Jagersimon), Michael Buchberger (die Mutter war Magd beim „Meister“), Genoveva Reichert (Gartner), Karolina Rieder (Lenzmaurer), Kreszenz Ettinger (Söllbauer), Rosalia Wagner (Maisimon), Balbina Mayr (Moanz), Genoveva Rieder (Schwester von Karolina Rieder). Franz Riß weist daraufhin, dass die beiden Rieder-Schwestern keine Zwillinge waren, obwohl sie beide im Jahr 1905 geboren wurden: Karolina am 15. Januar und Genoveva am 26. Dezember. (AZ)
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