Besucheransturm beim Richard-Wagner-Verband Ammersee
Der Richard-Wagner-Verband Ammersee bietet wieder jungen Musikern ein Podium. Beim Stipendiatenkonzert in Schondorf ist vor allem Solitaire Bachhuber vielbeschäftigt.
Es wurde ziemlich kuschelig im Studio Rose, beim Stipendiatenkonzert 2024 des Richard-Wagner-Verbands Ammersee. Bis kurz vor Beginn noch wurden Stühle angeschleppt, um dem regelrechten Besucheransturm Sitzmöglichkeiten anbieten zu können. Es hat sich also mittlerweile herumgesprochen, dass bei diesen Konzerten nicht nur jungen Musikerinnen und Musikern ein Podium für die Präsentation ihrer Kunst geboten wird. Vielmehr sind dabei stets Talente zu hören und zu erleben, deren Weg nach oben noch längst nicht zu Ende ist.
Das wurde bei der aktuellen siebten Ausgabe bereits beim ersten Programmpunkt deutlich. John Mackenroth ist ein vielfach ausgezeichneter, in mehreren Orchestern musizierender junger Cellist (Jahrgang 1998), der den Abend mit drei Sätzen aus der Suite Nr. 3 für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach eröffnete. Mackenroth interpretierte sehr gefühlvoll und mit enormer Musikalität – was auch für ein Werk von Gabriel Fauré im zweiten Teil des Abends gilt. Der Rhythmus bei den tänzerischen Sätzen geriet dabei ein wenig ins Hintertreffen – allerdings musste die Musik auch nicht tanzbar sein.
Kulturförderpreisträgerin Solitaire Bachhuber singt beim Richard-Wagner-Verband
Danach durfte Rainer Armbrust, der in seiner gewohnt unnachahmlichen Art humorvoll und mit viel Hintergrundwissen den Abend moderierte, erstmals am Flügel Platz nehmen. Begeisternd ist auch die Art, wie Armbrust, ein weltweit gefragter Pianist und Korrepetitor, die jungen Künstler begleitet, auf sie eingeht und zuweilen auch fast unmerklich zu führen versteht.
Als erstes war das eine in Landsberg nicht unbekannte Sängerin: Solitaire Bachhuber (Jahrgang 2000) verfolgte bereits sehr früh das Ziel, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. Vor allem Gesang hatte es ihr angetan, dafür nahm sie anfangs Stunden bei Caterina Prestele. 2018 erhielt sie den Kulturförderpreis des Landkreises Landsberg. Mittlerweile hat sie ein abgeschlossenes Bachelor-Studium Gesang und bereitet sich auf einen Master-Abschluss vor. Beim Stipendiatenkonzert in Schondorf war Bachhuber die Vielbeschäftigte und zeigte dabei, dass sie sich in den vergangenen Jahren gesanglich mächtig weiter entwickelt hat. Sie versteht es, mit einer Arie aus Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ Heiterkeit zu verbreiten und auch mit einigen wenigen Takten (Richard Wagner „Gretchen am Spinnrad“) ihre Qualität unter Beweis zu stellen. Weitere Auftritte hatte die Sängerin mit einem der Wesendonck-Lieder (Richard Wagner) und höchst dramatisch mit dem von Franz Schubert vertonten Goethe-Gedicht „Der Erlkönig“. Dabei beeindruckte Bachhuber mit gewaltigem stimmlichen Volumen.
Die südkoreanische Geigerin Bodam Lee hat schon viele Preise erhalten
Einen sehr großen Tonumfang hat sich Janina Wolfrum auf ihrem Horn erarbeitet. Die in Hof aufgewachsene Musikerin studiert derzeit Schulmusik, ist aber auch selbst in Ensembles und Orchestern musikalisch unterwegs. Bei einem Satz aus einem Hornkonzert von Reinhold Glière glänzte Wolfrum bei den tiefen Tönen. Beeindruckend war jedoch vor allem das hervorragende Zusammenspiel mit dem Cellisten John Mackenroth. Der Satz aus einer Sonate von Jean-Baptiste Duvernoy gelang dem Duo virtuos und in großem Einklang.
Die aus Südkorea stammende, vielfach preisgekrönte Geigerin Bodam Lee (Jahrgang 2000) konnte bei mehreren Stücken Facetten ihrer Musikalität und ihres Spiels an der Violine zeigen. Wiener Klassik mit Franz Schubert und Hochromantik bei „Salut d‘Amour“ von Edward Elgar interpretierte Bodam Lee zart, gefühlvoll romantisierend – bei Bedarf aber auch fordernd im Forte. Ihre besondere Liebe zur Kammermusik wurde bei einer Suite für Violine und Kontrabass von Reinhold Glière und bei einem Trio von Josef Mysliveček mit zusätzlich Cello deutlich.
Den Part am Kontrabass hatte die 2022er-Stipendiatin Lisabet Seibold (Jahrgang 1996) übernommen. Deren Art, wie sie mit ihrem Kontrabass spielt, wie sie schier eins wird mit dem Instrument, ist klasse. Und sie erhob den Bass jeweils zum Chef. Zuvor hatte Seibold mit einem Solostück das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
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