Filigrane Welten nach allen Regeln der Kunst
Beatrix Eitel gestaltet ihre Bilder mit „Strich und Faden“ und zeigt sie im Stadtberger Rathausfoyer
Die Redewendung „nach Strich und Faden“ bedeutet, etwas gut, gründlich, nach allen Regeln der Kunst und vollständig zu tun beziehungsweise getan zu haben. Heute wird sie meist in negativem Sinn gebraucht, zum Beispiel in „nach Strich und Faden betrügen“. Auf die ursprüngliche Bedeutung greift die Künstlerin Beatrix Eitel zurück, indem sie „Strich und Faden“ zum Motto ihrer aktuellen Ausstellung im Stadtberger Rathausfoyer wählt.
Zu sehen sind darin Zeichnungen aus mehrteiligen Serien der letzten neun Jahre mit Titeln wie „Strukturwandel“, „Schnittstellenanalyse“ oder „Wie Sand am Meer“.
In ihren Arbeiten geht Beatrix Eitel immer von der Linie aus. Dabei reiht sie Striche aneinander oder überlagert sie. Eine Linie kann auch in Form kleinster filigraner Kreise Niederschlag finden oder ganze Werke bestimmen. Oft erzielt sie – mit lediglich geringfügiger Variierung – deutlich unterschiedliche Strukturen und Rhythmen.
So ergeben unzählige kleinste schwarze Kreise in einer Auswahl der Bilderserie „Wie Sand am Meer“ großflächigere, aber dennoch filigrane, durchscheinende Kreisstrukturen. Zarteste grafische Muster verwendet die Künstlerin auch bei ihren „Exerzitien“, wo sie mit Papier und Faden CD-Hüllen schmückt. Sie verdeutlicht darin dass Zeichnen nicht nur mit Stift und Pinsel möglich ist: Die Arbeiten sind mit rotem Faden auf Papier gestickt. In den „Drahtzeichnungen“ auf Spanplatten wird das Material ebenfalls so eingesetzt wie die Linie beim Zeichnen.
An Schnittmusterbögen von Näherinnen erinnern die Arbeiten aus der Reihe „Schnittstellenanalyse“. In den Bleistiftzeichnungen bilden sich immer kleine Kreise an den Schnittstellen, an denen sich zwei Linien kreuzen.
Stets sehr akribisch arbeitend, veranlasst sie die Besucher ihrer Ausstellung, sich die Werke ganz genau anzusehen, sich auf sie einzulassen. So erwecken die kleinen Kreise in verschiedenen Grau- und Anthrazitabstufungen den Eindruck von Stockgewebe, dabei sind sie mit Acryl auf Spanplatten gemalt worden. Bei einer weiteren Bilderfolge der Serie „Wie Sand am Meer“ wandelt sich die Fantasielandschaft von einem sehr dunklen Ausgangsstadium über mehrere Bilder hinweg zu immer filigranerer, dezenterer und blasserer Farbgebung. Der künstlerische „Sand“ ist am Ende kaum mehr wahrnehmbar, aber dennoch auf dem Bild vorhanden.
Mitunter erobert sich Beatrix Eitels Kunst auch den dreidimensionalen Raum – so zum Beispiel in einem titellosen Werk. Aus Teebeutelfäden, die sie in Stoff geknüpft hat, formt sie einen halbkugelförmigen Wandbehang, der sich dem Betrachter entgegenwölbt.
Die aktuelle Ausstellung „Strich und Faden“ ist noch bis zum Montag, 17. November, jeweils Montag bis Freitag in der Zeit von 8.30 bis 12 Uhr sowie am Mittwoch von 7.30 bis 12 und 14 bis 18 Uhr im Stadtberger Rathausfoyer zu sehen.
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