Doping mit Weizenbier und Wein
In Radsportkreisen beherrscht in diesen Tagen das leidige Thema Doping die Schlagzeilen. Karl und Markus Fischer können darüber nur lachen: "Unser Doping war Weizenbier und ein Glas Wein." Sieben Tage waren die Brüder aus Zusmarshauser bei der 5. Jeantex Transalp Tour von Oberammergau nach Riva am Gardasee unterwegs. Und das Weizenbier-Wein-Doping hat sie auf den 39. Platz unter mehr als 500 gestarteten Zweier-Teams geführt.
"Hobbyfahrer wär etwas zu milde ausgedrückt", beschreibt Karl Fischer seine Radler-Ambitionen. Neun Mal ist der 36-Jährige, der 20 Jahre beim TSV Zusmarshausen Fußball gespielt hat, bereits den Ötztal-Marathon gefahren. Auch beim Drei-Länder-Giro war der Orthopädie-Schuhmachermeister mit eigenem Geschäft schon dabei. Für seinen Bruder Markus war die Transalp-Tour eine Premiere. "Ich habe so etwas noch nie gemacht", so der 22-jährige Hotelfachmann, der seit neun Jahren auf dem Rad sitzt und schon zwei Hobbyrennen bestritten hat.
Vier bis sechs Mal in der Woche
Regelmäßiges Training ist Grundvoraussetzung, um die 861 Kilometer mit insgesamt 18 809 Höhenmetern in 29:09:06,5 Stunden zu schaffen. Vier bis sechs Mal in der Woche schwingen sich die beiden auf den Drahtesel. Karl Fischer: "Mindestens zwei bis drei, manchmal fünf bis sechs Stunden." Bei der Transalp machte sich die gute Vorbereitung bezahlt. "Lediglich am zweiten Tag hatten wir einen Durchhänger", erinnert sich Markus. "Dann hat er abends ein Weizen getrunken und ist am nächsten Tag wieder gefahren wie eine Maschine", berichtet sein Bruder.
Geduld und eine ökonomische Einteilung der Kräfte war für das Zusmarshauser Duo der Schlüssel zum Erfolg. Karl Fischer: "Unsere Taktik war es, in den Bergen Plätze gut zu machen. Auf den langen Anstiegen haben wir gleichmäßig durchgezogen und am Ende dann viele überholt." Neben Kraft und Ausdauer war den ganzen Tag über auch höchste Konzentration gefordert. "Gerade bei den Passabfahrten muss man den Kopf einschalten und auf die Bremsmanöver der anderen aufpassen", so Markus Fischer, "es hat einige Stürze gegeben." Beide bemängeln dabei auch die hohe Zahl an undisziplinierten und rücksichtslosen sowie unfairen Fahrern, den so genannten "Hinterrad-Lutschern".
Für die Fischers, die zwar neun Minuten nach Anmeldebeginn gemeldet hatten, aber erst über Platz 63 der Warteliste in das auf 550 Teams limitierte Teilnehmerfeld gerutscht sind, war die Transalp organisatorisch das Beste, was sie je erlebt haben. Die Tasche mit ihren Utensilien wurde mit einem Lkw von Ort zu Ort gefahren, war bereits in der Unterkunft, wenn die Sportler abends müde ankamen.
Geräuschvolle Nächte im Quartier
Apropos Unterkunft: "Man darf nicht empfindlich sein", lacht Markus Fischer, wenn er an die geräuschvollen Nächte in den Massenquartieren in Turn- und Tennishallen sowie das morgendliche Anstehen vor den Toiletten denkt. Karl Fischer stimmt ihm zu: "Wer da nicht schlafen kann, der hat ein Problem." Für die Fischer-Brüder war es trotz aller Anstrengungen wie ein Urlaub. Auch, weil sie alle Unkosten aus eigener Tasche bezahlt haben.
P.S. Am kommenden Sonntag will Karl Fischer die Radtourenfahrt in Dinkelscherben zum Training nutzen. 281 Kilometer für die große Runde kommen ihm dabei gerade recht.
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