Badesalz: Viel Applaus für hessische Hochgeschwindigkeits-Babbler
Das seit über 30 Jahren bestehende Comedy-Duo Badesalz begeistert seine Fans in der Gersthofer Stadthalle mit Wortwitz und Situationskomik.
„Lieber ein wackliger Stammtisch, als ein fester Arbeitsplatz.“ So lautete nicht nur einer der vielen munteren Sprüche, sondern auch das Motto des Abends, nachdem der Auftritt des Comedy-Duos Badesalz in den kleinen Saal der Gersthofer Stadthalle verlegt wurde. Der war dann letztlich prall gefüllt und nachdem alle ihre Plätze gefunden hatten und die beiden hessischen Hochgeschwindigkeits-Babbler nach sechsstündiger Anreise mit der Bahn endlich angekommen waren, schlug ihnen die pure Begeisterung entgegen. „Das tut gut“, freuten sich Gerd Knebel und Henni Nachtsheim, die seit mehr als 30 Jahren zusammen auf der Bühne stehen.
Obwohl Badesalz aktuell eigentlich in keiner der die bundesdeutschen Fernsehbildschirme überflutenden Comedy-Shows mehr zu Gast sind, haben sie noch immer eine treue Fangemeinde, werden schon gefeiert, bevor sie überhaupt zu sehen sind. Einige waren sogar mit einer kleinen hessischen Flagge in den Saal marschiert.
Der Humor der beiden ist speziell. Das erkennt man schon am Namen ihres neuen Programms „Kaksi Dudes“. Das heißt auf finnisch beste Kumpels. Darauf muss man erst mal kommen. Auf die aberwitzige Geschichte, die sie innerhalb von zwei Stunden ohne Pause im ständigen Wortwitz-Doppelpass erzählen, auch. Der Lehrer hat den beiden verfeindeten Schülern „Fackel“ und "Erdnuss“ einen Filmpalast vermacht. Der entpuppt sich jedoch nicht als Kino, sondern als Videothek in einen vom Darmstädter Kikeriki-Theater wundervoll gestalteten Verkaufswagen, der die Kulisse auf der Bühne bildet.
Badesalz versuchen sich mit Videokassetten und "Fatflix"
Verzweifelt versuchen sie dem Verleih der aus der Zeit gefallenen VHS-Videokassetten neues Leben einzuhauchen. Sei es mit neuen Interpretationen für Darmstadt als „Stadt der Angst“, einem Mercedes-Wettrennen als „Krieg der Sterne“ oder über den reichen Proktologen „Goldfinger“. Sie kommen auf skurrilsten Ideen, wie einen Video-Channel „Fatflix“, bei dem Intervall-Fressen statt Intervall-Fasten publiziert wird. In ihrer unnachahmlichen Art führen sie dem Publikum vor, wie das Zusammentreffen mit einem streitlustigen Elch, der selbstverständlich aus Hessen nach Schweden ausgewandert ist, ablaufen kann. Knebels Mimik und Körpersprache ist eine besondere.
Dazwischen gibt es im Wortgefecht-Dauerfeuer eine Büttenrede und eine Märchenstunde am Lagerfeuer. Die Lösung gefunden scheinen sie schließlich mit einem Musical gefunden zu haben, zu dem Henni Nachtsheim – der ehemalige Sänger der Rodgau Monotones glänzt zwischendurch mit zwei Saxophon-Solos – das Drehbuch geschrieben hat: Eine abstruse Darmspiegelung während derer Bushido und Haftbefehl als rappende Polypen und die Amigos als singende Divertikel auftreten. In pinkfarbenen Glitzersakkos lassen sie als der Äppel und der Handkäs das Publikum mitsingen, von dem sie schließlich mit frenetischem Applaus und begeisterten Pfiffen gefeiert werden.
Sind Badesalz ein bisschen aus der Zeit gefallen?
Nach der Zugabe erzählen sie, wie sie die Corona-Zeit mit einem eigenen Radiosender „Radio Badesalz“ überbrückt haben, in dem sie in YouTube-Videos als „Uschi“ und „Rosi“ auftreten, die mittlerweile eine eigene Kosmetiklinie kreiert haben. Als Seife ist die „Retzelbacher Blumenwiese“ zu haben, als Düfte „Jungle of Retzelbach“ für die Dame und „Retzelbach Dreamboy“ für den Herrn. Im Foyer wird gerne gekauft.
Bei aller Begeisterung gibt es auch andere Meinungen. „Durchwachsen und flach“, bezeichnet ein Männertrio beim Weg aus der Halle das Programm. Sie kennen Badesalz noch aus der Zeit um 1990, als sie mit Programmen wie „Nicht ohne meinen Babba“ und sogar einer eigenen Fernsehshow („Och jo“) zu den absoluten Größen der Comedy-Szene zählten. Nicht nur VHS-Videokassetten sind halt etwas aus der Zeit gefallen.
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