Streik im Baugewerbe könnte auch den Landkreis Augsburg treffen
Die Gewerkschaft IG Bau droht mit Streik. Grund dafür ist eine schwierige Verhandlungsrunde bei Tarifgesprächen. Auch die Schlichtung brachte kein Ergebnis.
Droht ein Stillstand auf den Baustellen im Landkreis Augsburg? Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Schwaben spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft". Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren“, berichtet Michael Jäger.
Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 285 Bauunternehmen im Landkreis Augsburg. Aktuell arbeiten dort mehr als 3150 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Jäger. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Schwaben erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job, so seine Einschätzung. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Michael Jäger deutlich.
Schlichter erwartet Anziehen der Baukonjunktur
Der Gewerkschaftsmann sagt, nun sei es an den Verbänden aus Bauindustrie und Bauhandwerk, den Schlichterspruch anzunehmen. Er hofft dafür auf Druck aus den Mitgliedsbetrieben. Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Landkreis Augsburg beim Start ihrer Ausbildung bereits 1080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Jäger deutlich.
Zudem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU, von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“.
Bauunternehmer spricht von Forderungen zur Unzeit
Erst vor wenigen Wochen hatte Bauunternehmer Michael Dumberger aus Königsbrunn im Gespräch mit unserer Redaktion auf die schwierige Ausgangslage der Verhandlungen aufmerksam gemacht. Er zeigte teilweise Verständnis für die Forderungen der Gewerkschaft, da auch die Beschäftigten im Bau von hohen Inflationsraten betroffen seien. Jedoch kämen die Forderungen zur Unzeit, da eine ganze Reihe von Bauunternehmungen im Landkreis Augsburg unter der aktuell noch schwachen Auftragslage litten. (jah)
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