Vierbeinige Topmodels auf dem Schachnerhof
Neusäß-Ottmarshausen Gang, Haltung, Ausstrahlung - am Samstag drehte sich auf dem Zuchthof Schachner in Neusäß-Ottmarshausen alles um rassige Pferde. Auf der Zuchtschau des Zentralverbandes für deutsche Pferde wurden die besten Zuchttiere Bayerns gekürt. Und die versprechen ihren Besitzern nicht nur Ruhm und Ehre, sondern vor allem gute Geschäfte auf dem hart umkämpften Pferdezuchtmarkt.
"Schöne Haltung, sehr stolzer Gang" - "Die Schultern sind ein bisschen schräg, aber er gleicht das mit viel Ausdruck aus" - "Gar keine Frage, so gut ist heute noch keiner gelaufen!" Nein, diese Zitate stammen nicht aus "Germany's next Topmodel". Sie schwirrten dem Zuhörer um die Ohren. Gemeint waren auch keineswegs Models auf Laufstegen, sondern ihre "vierbeinigen Kollegen": Zuchtpferde.
Zuchtschau zum dritten Mal in Neusäß-Ottmarshausen
Der Zentralverband für deutsche Pferde (ZfdP) hielt seine bayernweite Zuchtschau in diesem Jahr bereits zum dritten Mal auf dem Gestüt Schachner ab. Da war das Gewieher groß: Stuten, Fohlen und Ponys aller Rassen stellten sich dem strengen Urteil der Jury, bestehend aus dem ZfdP-Zuchtleiter Hans Britze und Landesgruppenvorsitzendem Peter Schmid. An der Hand ihrer Züchter liefen die Tiere über den Reitplatz, führten ihre Künste im Schritt- und Trablaufen vor und präsentierten ihr "Exterieur", ihr "Aussehen und ihre Schönheit", wie Ponyzüchterin Silvia Kurda erklärt. Die Konkurrenz war groß: Über 100 Pferde aus ganz Bayern stellten sich zur Wahl, schließlich konnte aber nur eines pro Kategorie am Ende den Sieg nach Hause "galoppieren". Und so wurde fleißig gestriegelt, gebürstet und präsentiert, gehofft und gebangt, verglichen und eingeschätzt, geprüft und bewertet.
Schleifen und Plaketten, Schärpen und Pokale
Der Ehrgeiz verwundert nicht - es gab schließlich viel zu gewinnen für die Schönheiten und ihre Halter. Nicht nur die obligatorischen Schleifen und Plaketten, die jedes Pferd angesteckt bekam und die in so großer Zahl verteilt wurden, dass Verbandsvorsitzender Eckart Ohnweiler scherzend anmerkte, so manche Stalltüre auf den Gestüten würde nur noch durch diese Plaketten zusammengehalten... Wichtiger waren die Pokale und Schärpen, die für die Gewinnerpferde reserviert waren. Deren Sieg ist zwar nicht dotiert, bringt den Teilnehmern also nicht direkt Geld. Allein auf "Ruhm und Ehre" alleine haben es Halter und Züchter aber natürlich auch nicht abgesehen: Eine gute Wertung ist quasi das Siegel für die Güte eines Pferdes und schlägt sich dementsprechend in seinem Marktwert nieder, wie Ohnweiler weiß: "Was ein Pferd wirklich kostet, wenn es verkauft wird, ist zwar eines der besten gehütetsten Geheimnisse des Zuchtgeschäfts", schmunzelt der Verbandsvorsitzende, "aber im Züchterlatein fallen schon manchmal Zahlen bis zu 50 000 Euro für ein gutes Pferd." Silvia Kurda hält selbst diese Zahl noch für untertrieben. Von Zahlen im sechsstelligen Bereich habe sie schon gehört.
Fakt ist, dass ein gutes Pferd seinem Züchter eine Menge Geld bringen kann. Nicht nur im Verkauf. Auch ein Deckhengst kann je nach Güte mehrere tausend Euro verdienen, allein indem er der richtigen Stute sein wertvolles Genmaterial überlässt. Dabei sei der Markt völlig frei, den Preisen sind in keine Richtung Grenzen gesetzt und ganz sicher wüssten am Ende doch nur die beteiligten Züchter "und das Finanzamt", wie viele Euros da fließen, so Ohnweiler.
Allerdings schläft die Konkurrenz bekanntlich nie. Allein beim ZfdP sind derzeit etwa 5000 Tiere von rund 3500 Züchtern angemeldet, die die wichtigsten Kriterien für ein gutes Zuchtpferd erfüllen. Tendenz steigend. Daneben gibt es in Deutschland knapp 20 andere Zuchtverbände, die Züchter und deren Tiere katalogisieren, betreuen und bewerten. Und der Markt streckt sich auch über Deutschlands Grenzen hinaus. So erklärt etwa Ilse Schachner: "Für ein gutes Pferd findet man natürlich immer einen Abnehmer. Aber mittlerweile gibt es so viele billige Pferde aus dem Ausland, dass die Preise in Deutschland schon arg gedrückt werden."
Sie selbst muss sich wohl wenig Sorgen machen, denn mit über 100 Pferden im Stall, davon 25, die beim Verband als wertvoll gemeldet sind, und einigen, die als Weltklasse-Pferde gehandelt werden, steht der Hof gut da. Die Schachners sind die einzigen im bayrisch-schwäbischen Raum, die im großen Stil Pferdezucht betreiben. In Ottmarshausen sind schon seit drei Generationen Zuchtpferde zu Hause. Lohn der Arbeit: Mit der Zuchtstute "Dunja" und dem noch namenlosen Fohlen von "Touch Down" und "Pirelli" konnten am Samstag gleich zwei Schachner-Pferde Preise der höchsten Kategorie erringen.
Infos im Internet unter www.zfdp.de
Die Diskussion ist geschlossen.