Beseelte Romantik
Außen klassisch edel der Quintettrahmen - innen romantisches Bläserkolorit, von Trios fein gefärbt: Das ist der kleinste Nenner der 1. Kammermusik-Matinee im Foyer des Theaters Augsburg. Da waren Mozart und Beethoven mit Glinka und Reineke vereint, Klarinette, Fagott und Klavier korrespondierten mit Oboe, Horn und Klavier oder fusionierten zum Quintett.
Das Pendel schlug aus zwischen vollklingender Bläserharmonik und Meloslinie. Reineckes a-Moll-Trio - heute gründlich vergessen - erwies sich als wahrer Glücksgriff. Die Leuchtkraft der Oboe (Gerhard Veith), das Naturfluidum des Horns (Felix Winker) und die Klangvaleurs des Klaviers (Lori Piitz) führten, fein aufeinander abgestimmt und sich bereichernd, in die beseelte Welt der Romantik. Assoziationen zu Ludwig Richter oder Carl Spitzweg wurden wach. Motiv, Form und Farbe durchdrangen sich in der Interpretation auf glückliche Art: Melodiöse Lauterkeit, von Oboe und Horn fein gezeichnet, die rhythmischen Zuspitzungen in Scherzo und Finale, der fein austarierte Klangschmelz im Allegro moderato und Adagio ergaben - formal meisterlich durchgestaltet - ein reizvolles Bild, das mit "Biedermeier" zu niedlich beschrieben und abgewertet wäre.
Dagegen tauchte Glinkas Trio pathétique in melancholische a-Moll-Welten ab: Klarinette (Stefan Schwab), Fagott (Wolfgang Fritzen) und Klavier fingen diesen Weltschmerz zwischen Trotz und Resignation feinfühlig ein, wenngleich Glinka dazu neigt, heftig zu reagieren und dicker aufzutragen.
Wurde Reinecke - oft als Epigone abgetan - zum Glücksfall, so war Mozarts Quintett KV 452 der Höhepunkt: Das farbig und abwechslungsreich geführte Bläserquartett korrespondierte prächtig mit dem konzertanten Klaviersatz, für den Lori Piitz das feine Händchen zeigte. Die Balance zwischen strengem Konzertieren und sich geistreich durchdringendem Spiel kleiner Motive überzeugte. So spannten die drei Sätze einen beschwingten Bogen, in der Mitte leuchtete das Larghetto auf, in ariosem Wechsel zwischen Bläserseele und Klaviermelos. Beethovens Quintett in Es-Dur op. 16 fand sich im Schatten Mozarts wieder - die Glasfensterakustik im Foyer führte hier zu Härten - das Frühwerk jedoch sprang putzmunter und kregel einher.
Die Diskussion ist geschlossen.