Deutsche Fräuleins und Whiskey Sour
Der erste Barkeeper im Offizierskasino der Sheridan-Kaserne erinnert sich an die Zeit mit den Amerikanern. Nach 60 Jahren kehrte er nun an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück
Eigentlich fällt Kurt Reuss das Gehen schwer. Seit zweier erfolgloser Bandscheiben-Operationen hat er häufig Schmerzen. Doch als er nach 60 Jahren das erste Mal wieder das Offizierskasino in der Sheridan-Kaserne betritt, beschleunigt sich sein Schritt wie von selbst, sein Blick huscht hin und her, mit dem Gehstock zeigt er auf den Eingang, das Fenster, die Bar. Kurt Reuss, 85 Jahre alt, scheint plötzlich wieder 20 zu sein. Er war der erste Barkeeper der Amerikaner nach dem Krieg. Als einziger Deutscher wurde ihm das Privileg zuteil, im Offizierskasino der Amis zu heiraten. Beim Denkmaltag sah er den Ort, der ihm heute noch alles bedeutet, wieder.
„60 Jahre“, murmelt der alte Mann immer wieder vor sich hin, „das ist so lange her.“ Aber die Erinnerungen sind noch lebendig. Wie aus der Pistole geschossen kommen die Namen der Cocktails, die seine Arbeitgeber nach Dienstschluss im Kasino am liebsten tranken: Whiskey Sour, White Lady, Stinger. Beliebt bei den Offizieren waren aber auch Bier sowie deutscher und französischer Wein. „Oh ja, das kam schon vor, dass der eine oder andere mal zu viel Wein oder Bier erwischte“, erinnert sich Reuss und lächelt leise vor sich hin. Wie viel zu viel? „Es war zwar selten, aber ab und zu randalierte mal einer und zerschlug eine Flasche“, sagt Reuss und schlägt mit der Handkante auf den Tisch. Aber im Gegensatz zu den niedrigeren Dienstgraden und einfachen Soldaten waren die Offiziere zurückhaltend. Wer genug hatte, den führte die Military Police ohnehin sofort auf sein Zimmer.
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