Mysteriöser Schwund im Sarglager

Weil der hoch verschuldete Sarghändler von Anbeginn mit der Miete im Rückstand war, kündigte die Vermieterin das Mietverhältnis und machte mit Hilfe eines Anwalts ein Vermieterpfandrecht an dem Inventar der Lagerhalle geltend, um sich als Gläubigerin schadlos zu halten.

Doch nach und nach seien die Särge immer weniger geworden, gaben die Vermieterin und ihr Ehemann im Prozess zu Protokoll. "Am Ende war nur mehr Schrott in der Halle drin, Teile von Särgen und so", erinnert sich ein Zeuge. Weil man den Sarghändler zweimal dabei ertappt habe, wie er Särge aus der Halle holte, habe man ihn schließlich wegen Pfandkehr angezeigt.

Der angeklagte Sarghändler freilich sieht den Schwund im Lager anders. Ein Großteil der Särge sei Kommissionsware, also noch nicht sein Eigentum gewesen. Da gelte das Pfandrecht ja nicht. Und die 44 "Kisten" eines tschechischen Lieferanten seien alle fehlerhaft gewesen. "Da konnte man nicht mal den Deckel zumachen." Diese Särge, so schwört der Angeklagte Stein und Bein, "sind alle noch in der Halle, Herr Richter, die können Sie dort alle zählen, wenn sie wollen."

Jetzt wird der Lieferant geladen

"Ja wie ist der Schwund im Sarglager dann erklärbar?" fragt Richter Wätzel. Eine Antwort darauf hat der Angeklagte nicht. "Glauben Sie's", beteuert er, "voriges Jahr waren's alle noch da." Nicht nur diese Frage kann das Gericht vorerst nicht klären. Jetzt soll erst einmal festgestellt werden, ob die 44 Särge und zwei Urnen aus Tschechien überhaupt schon Eigentum des Sarghändlers waren. Dazu wird der Prozess unterbrochen, der tschechische Lieferant als Zeuge geladen. Fortsetzung am 13. August. (ripe)