Schauspielprobe an der U-Bahn-Treppe
Der Bremer Reinhard Motzko sagt: Ein Theater soll nur Geld bekommen, wenn es klare Vorgaben der Politik gibt. Und er berichtet, wie das Kulturleben in anderen Städten aussieht
Der Bremer Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko spricht aus Erfahrung: „Geld für Kultur an nur einem Ort zu konzentrieren, nämlich am Stadttheater, ohne diesem politische Zielvorgaben zu machen, welche Milieus sie erreichen soll, ist nicht nachhaltig.“ Auf Einladung der 50 Kulturschaffenden, die sich mit der Forderung nach einer Denkpause bei der Sanierung des Stadttheaters an Oberbürgermeister Kurt Gribl gewandt hatten, stellte er seine Methoden zur Entwicklung eines Theaterkonzepts vor. Er rollte die Diskussion nicht aus der künstlerischen, sondern aus einer gesamtstädtischen Perspektive auf und mahnt: „Noch haben Sie hier keine Gettos – noch nicht. In Bremen gibt es zum Beispiel Trabantenviertel, da gehen Sie nachts nicht mehr hin.“ Diese Entwicklung zu drehen, sei politisch und kulturell geboten.
Seit der Bildungsstudie Pisa ist laut Motzko bekannt, dass es vor allem drei bildungsferne Milieus sind, die sich abkoppeln und den sozialen Frieden gefährden können. Sie sind – das geht aus Analysen und Strukturberichten der Stadt hervor – in Augsburg leicht überdurchschnittlich vertreten: 14 Prozent aller Haushalte und 17 Prozent aller Migrantenhaushalte gelten als „hedonistisch-subkulturelles Milieu“. Hier zählt Spaß ohne Aufwand, und es dominieren Verweigerung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft sowie Defizite bei Identität und beruflicher Perspektive. Hinzu kommen etwa acht Prozent sozial, wirtschaftlich und kulturell „Entwurzelte“ sowie das Milieu der „religiös tief Verwurzelten“ mit neun Prozent. Letztere seien „kulturelle Enklaven“ mit rigiden, vormodernen Werten, zu denen christliche Minderheiten und Teile der Muslime zählen. Motzko: „Diese 31 Prozent der Augsburger Bevölkerung sind Teil der Stadt, fehlen aber bei Debatten wie der jetzigen komplett. Auf sie müssen Sie in ihrem eigenen Stadtteil zugehen!“
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