
Liebe, Sex und Tod
Mozarts „Don Giovanni“ als Wiederaufnahme mit kleineren Änderungen
Sex-Nomade, „schamloser Jagdhund“, Frauenwüstling – wie man Mozarts Don Giovanni auch apostrophieren will – immer heftig begehrt die Frauenwelt in Giovannis Bannkreis auf, sehen sich die Betrogenen doch zu bloßen Register-Nummern degradiert.
Aus diesem Spannungsfeld heraus gewann auch die Wiederaufnahme der Oper am Großen Haus des Theaters Augsburg Atmosphäre und Brisanz. Patrick Kinmonths einleuchtende Inszenierung hat nichts an Vitalität eingebüßt, vor dem Hintergrund des phantomhaft auftretenden Allegorie-Todes (Erich Payer) wurden die zügellosen Ausschweifungen geerdet, arbeiteten ein klares Profil heraus, ohne Mozarts fein austarierte Balance in der heiteren Oper zu gefährden.
Galt Sophia Brommer noch als Königin der Premiere, so überzeugte diesmal die homogene, klangvolle Ensemble-Leistung. Als Gast integrierte sich Natalie Karl bestens – sie übernahm Brommers Rolle. Ihr dramatischer Koloratursopran zeichnete eine Donna Anna fein, die nach dem Tod des Vaters zwischen innerer Zerrissenheit und forcierter Expressivität schwankte und zusehends ihre Haltung festigte, um den ruchlosen Galan Don Giovanni zu überführen sowie den herzensreinen Don Ottavio zu erhören.
Nuanciert profilierte Natalie Karl diesen Kontrast, bot Don Giovanni die Stirn, den Giulio Alvise Caselli juvenil draufgängerisch als Kavaliersbariton auslebte, versprach sich ihrem Verlobten, von Christopher Busietta lyrisch-innig weich gezeichnet. Beistand leistete sie der gedemütigten Donna Elvira: Stephanie Hampl hatte ihre stärksten Momente, als es galt, den Skandal zu provozieren.
Schwung und Elan brachten Zerlina – Cathrin Lange vortrefflich als heiter-ungetrübter Sopran –, Simon Tischlers veritabler Masetto und Dong-Hwan Lee als verschmitzt präsentes Leporello-Faktotum. Am Pult stand diesmal nicht Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, sondern Roland Techet, koordinierter Erster Kapellmeister des Theaters, der Augsburgs Philharmoniker elegant leitete. Der Mozart-Feinsinn aus dem Orchestergraben griff um sich. Groß der Applaus!
Weitere Termine am 18. und 28. Dezember sowie am 30. Januar, 11. Februar und am 22. März im Großen Haus des Theaters.
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