Theaterpredigt: Wenn Gregor Gysi auf die Kanzel steigt
Wie der linke Politiker die Alternative zum Kapitalismus sucht und in der St. Anna-Kirche dafür Beifall erhält. Die Theaterpredigt im Rahmen des Brechtfestivals 2018.
Für ihn war es eine Premiere: Zum ersten Mal sprach Gregor Gysi, die profilierteste Figur der Linken, von einer Kanzel. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht von oben herab spreche“, mahnte der Berliner Bundestagsabgeordnete sich selbst, als er am Sonntag die Theaterpredigt in der dicht gedrängt besetzten Anna-Kirche hielt. Fromm wird Gysi nicht, ein Bekenntnis jedoch legt er auf der Kanzel ab. Eine soziale, gerechte Gesellschaft jenseits des Kapitalismus schwebt ihm vor, aber freilich keine, die die alten kommunistischen Systemfehler Lenins, Stalins und Ulbrichts wiederholt.
Gregor Gysis Lob und Tadel des Kapitalismus
Sein Kronzeuge dafür heißt Bert Brecht, allerdings der dialektische Theatermann, der den Marxismus auch gegen den Strich bürstet und auf der Bühne zur Diskussion stellt. So wie im Stück „Die Maßnahme“ oder – jüngst in Augsburg inszeniert – in „Der Untergang des Egoisten Fatzer“. Dieser und sein Gegenspieler Koch stünden für bestimmte Typen, die übrigens beide untergehen. „Fatzer ist ein Revolutionär von beachtlicher Inkonsequenz und seine Schwäche lässt Koch-Typen großwerden“, erklärt Gysi. Fatzer folgt seinen individuellen Bedürfnissen und drückt sich als Revolutionär aus. Koch wiederum ist der Radikale, weshalb ihn der Dramatiker Heiner Müller in seiner Berliner Inszenierung mit dem RAF-Terroristen Andreas Baader gleichgesetzt habe. Er möchte die Massen mobilisieren, indem er den Staat zu äußerster Gegenwehr reizt – und wenn Unbeteiligte dabei zu Opfern werden. „Der Fehler, den beide begehen, ist, sich von den Massen zu entfernen“, folgert Gysi.
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