Kriegshaber – ein Stadtteil erfindet sich neu
Der Abzug der US-Streitkräfte hat das Viertel in den vergangenen 20 Jahren stark verändert. Die Bevölkerung wuchs um ein Drittel an. Wie finden Alt und Neu zueinander?
Es ist wohl der Stadtteil in Augsburg, der in den vergangenen 20 Jahren am stärksten gewachsen ist: Um ein Drittel ist die Einwohnerzahl von Kriegshaber auf inzwischen rund 20.000 Köpfe gewachsen. Es wurde viel neu gebaut, viele neue Gesichter kamen, und an der einen oder anderen Stelle hat es auch mal geruckelt, sagt Pfarrer Gerhard Groll, der die Entwicklung seit 25 Jahren begleitet. "Aber das ist wahrscheinlich normal, wenn viele Menschen neu wohin kommen. In der Summe ist es gut geworden", so Groll.
Wenn Groll seine Kirche St. Thaddäus in Richtung Westen verlässt, dann springen einen die Veränderungen an. Wo früher der Zaun der Reese-Kaserne entlang der Ulmer Straße stand, steht heute ein großer Neubau der Wohnbaugruppe als nördlicher Abschluss des Reese-Areals, eines der größten Neubaugebiete in Augsburg. Wo früher das Heizkraftwerk der Amerikaner mit zwei großen Schloten stand und Fahrzeughallen standen, wuchsen in den vergangenen Jahren Neubauten und eine Parklandschaft aus dem Boden.
Viele Stadtteile in Augsburg werden erweitert
Kriegshaber steht stellvertretend für eine Entwicklung, die es auch in anderen Augsburger Stadtteilen in den vergangenen Jahren gegeben hat und geben wird: die Entwicklung großer Neubaugebiete, sei es auf Brachflächen oder auf der grünen Wiese, verbunden mit einem Zuzug, der die Bevölkerungszusammensetzung ändert. Das Textilviertel vollzieht seit Jahrzehnten eine Entwicklung vom Arbeiter- und Industrieviertel hin zur gefragten Wohnadresse, Oberhausen steht sein Wandel mit der Wohnbebauung des Zeuna-Areals noch bevor, Haunstetten wird mit dem Quartier Haunstetten Südwest auch schlagartig wachsen. Und überall stellt sich die Frage: Wie wachsen Alt und Neu zusammen?
Ein Lösungsansatz: Orte der Begegnung schaffen. Für das Reese-Areal ist mit Fertigstellung des Reesepark-II-Komplexes der Wohnbaugruppe im kommenden Frühjahr ein Nachbarschaftszentrum mit Mehrgenerationentreff, Quartiersmanagement und Beratungsstelle geplant. Im Textilviertel wurde der Färberturm als Treffpunkt geschaffen. Auch auf dem Zeuna-Areal sei ein Nachbarschaftszentrum geplant, sagt die Stadt. Der zweite Baustein: Alt und Neu baulich miteinander verzahnen, wie es in Haunstetten Südwest geplant ist. "Fast immer, wenn wir in einem Viertel mit Planungen für eine Erweiterung ankommen und mit der Bestandsbevölkerung darüber sprechen wollen, ist die erste Reaktion: Wir wollen gar keine neuen Nachbarn", sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU). Darum müsse man am besten so bauen, dass alte und neue Bevölkerung etwas davon haben, etwa durch neue Wege, Grünflächen, Kitas oder Einkaufsgelegenheiten. Im Reesepark-I-Komplex habe man mit dem Super- und Drogeriemarkt schon wichtige Anlaufstellen für das ganze Viertel geschaffen, sagt WBG-Chef Mark Dominik Hoppe. Auch der Park werde von allen angenommen.
Es gibt auch Probleme im Stadtteil Kriegshaber
Rund läuft es deswegen nicht automatisch. Von manchen alteingesessenen Bewohnern und Bewohnerinnen von Kriegshaber und auch manchen Häuslebauern auf dem Reese-Areal wurde vor einigen Jahren kritisch gesehen, dass der Anteil an geförderten Wohnungen auf dem Reese-Areal immer stärker stieg. Teure Reihenhäuser stehen dort mehrere hundert Meter entfernt von Sozialwohnungen. Die Rede war von einer Abwertung von Immobilien.
Auch das Verhalten von manchen Jugendgruppen im Reesepark hat sich zum Problem entwickelt. Kurzfristig wurde reagiert, ein Konzept der Stadt - ähnlich wie im Sheridan-Park - lässt noch auf sich warten. Und der Zuzug hat auch zur Folge, dass die Kita-Plätze knapp werden. Kriegshaber ist der Stadtteil in Augsburg mit dem größten Anteil an jungen Menschen.
Ein Miteinander ist nicht immer realistisch (aber das gilt in der Großstadt für viele Stadtteile), zum Problem wird es, wenn aus dem Nebeneinander ein Gegeneinander wird. Pfarrer Groll sagt, es laufe in Kriegshaber gut, aber manchmal sei es auch anstrengend mit der Durchmischung des dörflichen Alt-Kriegshabers, der Sozialwohnungen und der Neubaugebiete. "Bei so einer Entwicklung treffen Milieus zusammen, die nicht immer etwas miteinander zu tun haben. Dann muss man schauen, dass miteinander geredet wird." Ein Instrument ist das Stadtteilforum CCKT, das eine Brücke zwischen US-Vierteln und Alt-Kriegshaber schlagen möchte.
Und gleichzeitig dürfe man nicht den Fehler machen, Kriegshaber unter dem Brennglas zu betrachten und nicht nach rechts und links zu schauen. "Ich bin im Spickel aufgewachsen. ,Heile Welt', glauben manche, aber da gab es natürlich auch Probleme", sagt Groll. Mit der Bebauung des Reese-Areals sei Kriegshaber, das vorher praktisch zweigeteilt war, ein Stück weit zusammengewachsen. Die nächste Herausforderung: der Ackermann-Park auf dem ehemaligen Post-SV-Gelände an der Grenzstraße mit seinen mehr als 400 Wohnungen. Hier wolle man schauen, wie man das neue Quartier ganz am Rand von Kriegshaber an den Stadtteil anbinden könne. Denn auch als Pfarrgemeinde wolle man mit den Neubürgern und -bürgerinnen in Kontakt kommen.
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Sehr vorsichtig ausgedrückt- In den neuen Wohngebieten auf den Arealen der Reese und der Sheridan Kas. "Treffen Milieus zusammen, die nicht immer etwas miteinander zu tun haben... ". wollen ? Die bewusste Durchmischung von Bevölkerungsgruppen verschiedener Ethnien und Milieus ist mit Schwierigkeiten verbunden, was von vorn herein wohl in Kauf genommen wird bzw wurde. Eine verdichtete Bauweise mit Begegnungsorten kann förderlich sein, aber auch das Gegenteil bewirken. Eingelagerte parkähnliche Grünflächen sind zwar grundsätzlich zu begrüßen, können auch auch leider zu Konfliktzonen werden zumal eine Überwachung nur eingeschränkt möglich ebenso der rasche Zugang für Ordnungskräfte.
Erfahrungsgemäß ausgedrückt Probleme gibt es bei denen die sich absondern oder andere absondern wollen geschieht das nicht stellen sie fest, dass sie alle auch Menschen sind mit den selben Problemen und Freuden.
Es gab mal ein Experiment in dem rechte jugendliche mit türkischen jeweils ein paar Wochen im Osten und in der Türkei gemeinsam in Zeltlagern waren.
Hinterher gefragt ob die einen die Türken und die anderen die Rechten immer noch hassen.
Antwort ja, aber auf die Frage ob es auch die beträfe mit denen sie zusammen waren kam unisono die Antwort nein die kennen wir ja.
Seltsam nicht?
Sollte vielleicht nachdenklich machen.