Augsburger Kinderärztin: "Eltern müssen auf eigene Grenzen achten"
Plus Sandra Tenzer ist Kinderärztin in Augsburg-Lechhausen. Als Familiencoach berät sie daneben Eltern zu bedürfnisorientierter Erziehung. Die werde gerne mal falsch verstanden, sagt sie.
Folgende Situation hat eine Leserin kürzlich in einem Leserbrief geschildert. Sie hat beobachtet, wie eine Mutter ihr eineinhalbjähriges Kind an einem kalten Tag gefragt hat, ob sie ihm die Handschuhe anziehen dürfe, es dann tat und sich dann bei ihm bedankt hat. Wie blicken Sie als Elterncoach auf diese Situation?
Sandra Tenzer: Für mich gilt immer: Stell deinem Kind keine Fragen, wenn du die Antwort nicht hören willst. Es gibt Fälle, da kann ich gut mein Kind entscheiden lassen und es gibt Fälle, da muss ich als Erziehungsberechtigter die Verantwortung übernehmen. Und wenn ich zum Beispiel entscheide, es ist zu kalt für die Kleidung, die das Kind anhat, muss ich die Verantwortung übernehmen und dem Kind etwas Wärmeres anziehen. Das gerät bei der bedürfnisorientierten Erziehung oft durcheinander.
Die sogenannte "bedürfnisorientierte Erziehung" ist heute in aller Munde. Aber was versteht man denn darunter? Und was eben nicht?
Tenzer: Bedürfnisorientierte Erziehung ist meiner Meinung nach ein Grundrecht. Sie sagt ja nichts anderes als: Du bist wertvoll, deine Bedürfnisse wichtig. Aber die Umsetzung wird schon oft sehr falsch verstanden. Ein Grundproblem ist, wenn man davon ausgeht, dass nur das Kind Bedürfnisse hat, die erfüllt werden müssen. Aber in einer Familie gibt es eben nicht nur das Kind. Auch die anderen haben Bedürfnisse und die sind ebenso wichtig. Und dann muss man auch immer auf seine eigenen Ansprüche schauen. Wenn ich in die Elternschaft gehe mit dem Ziel: Ich sorge immer dafür, dass es meinem Kind gut geht, es wird niemals unglücklich sein müssen und nebenbei verhalte ich mich noch ökologisch korrekt, gebe ihm nur die richtigen Spielzeuge, koche täglich frisch und setzte es nie vor den Fernseher, dann kann ich nur scheitern.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.
Wenn Kinder nicht mehr lernen, dass es Regeln gibt, die ein Miteinander braucht, dann wird's für Erzieher und Lehrer mal sehr unschön. Ein kleines Kind ist kein kleiner Erwachsener. Ein Kind sollte von seinen Eltern lernen. Nicht umgekehrt.
Die jetzige Eltergeneration ist nicht mehr mit Nazipädagogik aufgezogen worden. Als sie Kinder waren, lief längst die Welle der antiautoritären Erziehung.
Und apropos Erziehen nach Uhrzeit: so krass wie jetzt schon kleinste Kinder nach Terminen leben müssen (Krippe u Kindergarten schon frühmorgens, ganztagsbetreut, mehrere Termine nachmittags, keine freie Spielzeit ohne Elternüberwachung usw) lässt mir meine Kindheit wie eine große Freiheitsphase erscheinen. Mit klaren Eckdaten aber stundenlangem freien Spielen draußen mit Freunden und ohne Bildschirm.