Erst tanzten die Mickey Mäuse nur für US-Soldaten
Hätten Walter und Rose Oehmichen gedurft, was sie wollten, dann würde die Augsburger Puppenkiste bereits ihren 63. anstatt ihres 60. Geburtstag feiern. Man sei schon dabei, eine Marionettenbühne aufzubauen, teilten die beiden Schauspieler im Dezember 1945 der Stadtverwaltung mit und baten um Genehmigung, das Theater zu eröffnen. Es sollte noch zu früh sein, allenfalls Auftritte ihres Micky-Maus-Balletts bei den amerikanischen Soldaten waren drin. Erst am 26. Februar 1948 sollte der berühmte Kistendeckel an der Spitalgasse aufgehen.
Nie gezeigte Fotos, neu entdeckte Puppen des Pioniers Walter Oehmichen und seiner Tochter Hannelore sowie die Rekonstruktion des legendären Puppenschreins stimmen auf die Jubiläumsausstellung ein. "Es ist die aufwendigste Schau, die wir jemals hatten", erzählt Museumsleiter Oliver Seitz. Über 400 Marionetten hat er in Kisten eindekoriert. Stars und Raritäten geben sich die Ehre, etwa "Peter und der Wolf", womit 1953 in Hamburg die Fernsehgeschichte der Puppenkiste anfing.
Auch die Dauerausstellung wurde teilweise neu akzentuiert. So wird vor dem chinesischen Palast die Drachenlehrerin Mahlzahn gefesselt abgeführt. Die Blechbüchsenarmee marschiert auf engerem Raum, ihre Vitrine gehört den urigen Opoldeldoks, die im Grasland leben. Ein riesiges Panorama füllen die Figuren aus dem Kabarett, etwa der starke Gewichtheber oder Josefine Baker im kessen Bananenbaströckchen.
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