Unbedingt die Note 1 für Spaß-Experten Herbst und Netenjakob
In Sachen Scherz und Satire sind sowohl Christoph Maria Herbst als auch Moritz Netenjakob Schwergewichte. Ihr Auftritt im Gögginger Parktheater aber zeigt: Im Gespann sind sie unschlagbar.
Füllt sich das Gögginger Parktheater an einem Sonntagabend bis fast auf den letzten Platz, ist wohl Prominenz aus dem Kulturleben angekündigt. Und tatsächlich wartete das Publikum auf Moritz Netenjakob und Christoph Maria Herbst. Die Latte der humorvollen Unterhaltung war somit sehr hoch gelegt. Doch beide Künstler versprachen ernsthaftes Bemühen in puncto Albernheit.
Die Bühne ist bereitet mit einem Tisch und zwei Stühlen. Dort nehmen Herbst und Netenjakob Platz. Die nächsten zwei Stunden lesen und sprechen sie Sketche von Loriot, Hallervorden und vielen anderen und natürlich auch von Netenjakob. Sie geben Anekdoten zum Besten aus ihrer Schulzeit, ihren Anfangstagen als Künstler oder von Lesereisen zwischen Schwäbischer Alb und Reeperbahn. Sie liefern Kostproben aus ihrem unerschöpflich scheinenden Repertoire an Parodiestimmen.
Beamtendeutsch klingt manchmal so wie beste Comedy
Das Publikum ist von Beginn an begeistert, klar, die beiden sind keine Unbekannten. Christoph Maria Herbst zählt mit zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Die Figur des Ekelchefs Stromberg in der gleichnamigen Comedy-Serie gab er in acht Staffeln plus Kinofilm. Und für seine Rolle in Sönke Wortmanns „Contra“ erhielt er unlängst den Ernst-Lubitsch-Preis. Steht er nicht vor der Kamera, dann sitzt er im Tonstudio und liest Hörbücher ein. Wobei er auch nicht vor der Vertonung des Infektionsschutzes oder der Straßenverkehrsordnung Halt macht. Aber so manche Formulierung hierin klingt ohnehin nach bester Comedy.
Diese schreibt seit Jahrzehnten Moritz Netenjakob. Ob für „Hurra Deutschland“, „Die Wochenshow“ oder für „Ladykracher“, die besten Gags hier stammen meist aus Netenjakobs Feder. Doch auch ihm war die Comedy allein zu wenig, also schreibt er zudem mit großem Erfolg Romane und ganze Filmdrehbücher. Dass sich die beiden irgendwann über den Weg laufen würden, war zu erwarten. Dass sie mit ihrer Albernheit jedoch die Kleinkunstszene so richtig aufmischen könnten, war nicht vorhersehbar. Das große Vorbild beider ist Loriot. Schließt man die Augen, während Christoph Maria Herbst Sketche wie „Das Ei ist hart“ oder „Feierabend“ vorträgt, so wollte man meinen, Loriot selbst würde diese genialen Dialoge sprechen. Nicht minder die parodistischen Qualitäten von Netenjakob, sei es als Udo Lindenberg, sei es als Jochen Busse. Und wenn er zu „Kuh Elsa“ in Sprechweise und zur Mimik von Didi Hallervordern ansetzt, tobt der Saal.
Wenn Klaus Kinski mit dem Udo Lindenberg spricht
Die beiden Künstler hatten versprochen, sich um Albernheit ernsthaft zu bemühen, so der Titel ihres Programmes. Nun wissen wir alle: Wer im Zeugnis diese Bemerkung des „Ernsthaften Bemühens“ vorfand, war vom Erreichen dieser Bemühungen meist ein gehöriges Stück entfernt. Für Christoph Maria Herbst und Moritz Netenjakob muss es jedoch heißen: Mehr perfektionierte Albernheit geht nicht.
In den vollen Genuss von Netenjakobs grandiosem Dialog zwischen Klaus Kinski und Udo Lindenberg kommen jedoch nur jene Zuhörer, die firm sind in Sachen Edgar-Wallace-Filme oder Panikorchester. Hatte man eben noch über einen Loriot-Sketch gelacht, schlüpfte Herbst dann auch schon in seiner Artikulation in die Rolle Hitlers und spazierte als dieser durch das Berlin unserer Tage mit einem Textauszug von Timur Vermes „Er ist wieder da“.
Damit schließlich auch noch Kinder etwas von diesem hochgradig albernen Programm hätten, dafür gab es einige Variationen zu Grimms „Hänsel und Gretel“. Hierbei durfte man die Geschehnisse rund um das Pfefferkuchenhaus im Duktus eines Marktschreiers, Sportreporters oder Flugkapitäns genießen. Als Belohnung für derart erfolgreiches Bemühen um Albernheit ergoss sich am Ende frenetischer Schlussapplaus über die beiden Künstler.
Die Diskussion ist geschlossen.