Ganz großes Autokino: der neue Honda e
Überraschung! Mit dem Honda e bringen die Japaner eines der pfiffigsten Elektroautos auf den Markt. Wir sind ihn schon gefahren.
Wer Mangas mag, der mag auch das Honda-Design. Angelehnt an den Stil der japanischen Kult-Comics sticht der Honda e mit seinen rundlichen Scheinwerfern und Heckleuchten weit aus der Masse heraus. Knuffig, freundlich, fast ein wenig naiv blickt das Auto in die Welt. Aber technisch gesehen hat es dieser Honda faustdick hinter den Ohren. Schon beim Bildschirm sprengt der Kleine alles bisher Dagewesene. Was heißt hier Bildschirm? Das komplette Cockpit besteht von links bis rechts aus Displays, sodass man das Gefühl hat, in einem Breitleinwandkino zu sitzen.
Auf jeder Seite, jeweils ganz außen, läuft ein ganz spezielles Übertragungsprogramm. Genau wie der Audi e-tron hat der Honda e nämlich nur noch Kameras statt der üblichen Seitenspiegel an Bord. Besser ist das System auch noch. Denn im Gegensatz zu den Ingolstädtern haben die Japaner die beiden Bildschirme nicht in den Seitenflügeln der Türen untergebracht, sondern vorne. So gelingt die Umstellung auf die digitalen Spiegel sofort. Und der tote Winkel wird auch um 50 Prozent reduziert. Im Gegensatz zum Audi kostet diese Technik aber nicht 1500 Euro extra, sondern ist schon in der Serienausstattung dabei. Die Stummelflügel außen, in denen die Kameras untergebracht sitzen, sind optisch zwar nicht allererste Sahne, passen aber zur Comic-Optik des Autos.
Auch der Blick nach hinten ist künstlich. Spätestens wenn man im Rückspiegel seine Mitreisenden vergeblich sucht, kommt man darauf, dass das Bild von der Heck-Kamera geliefert wird.
Zur Bildschirmlandschaft gehört neben den Spiegel-Displays auch ein 8,8-Zöller hinter dem Lenkrad mit den üblichen Informationen wie Geschwindigkeit oder Reichweite. Daneben zwei weitere 12,3-Zöller, die man individuell bestücken kann. Sei es mit der Navigation, der aktuellen Playlist oder man taucht in die Tiefen des Bordcomputers ab. Der Clou dabei ist, dass Fahrer und Beifahrer die Displays tauschen können. So kann man das Navi einfach rüberschieben, wenn man konzentriert fahren will, der Beifahrer kann sich dann beispielsweise um Musik oder die Zieleingabe kümmern.
Das ist schon großes Kino. Aber wird sogar noch getoppt durch das bordeigene Kino. Über einen HDMI-Anschluss kann man hier entweder seine Spielekonsole andocken, Youtube schauen oder ganze Filme im 16:9-Format sehen. Lässig lümmelt man in den loungeartigen Sitzen und lässt sich satt orchestriert vom 376-Watt-Soundsystem mit den acht Lautsprechern berieseln. Das ist Autokino – aber im und nicht vor dem Auto.
Honda e: Preise, Motorisierungen, Ladezeiten
Bei so viel Hightech hätten wir fast das Wichtigste vergessen. Ja, fahren kann der Honda e auch. Zwar nicht so weit wie manch einer möchte, denn die Reichweite liegt nach WLTP-Norm bei lediglich 222 Kilometern. Gehört aber zum Konzept der Japaner, die von einer täglichen Durchschnittsstrecke von 40 Kilometern ausgehen. An Leistung mangelt es dem Viersitzer bestimmt nicht. Das Basismodell bietet 136 PS (33.850 Euro ohne Förderung), der besser ausgestattete Honda e Advance powert mit 154 PS (36.850 Euro).
Druckvoll und mit einem satten Drehmoment von 315 Nm zieht der Elektro-Japaner ab. Dabei fühlt man sich wie in einem Sportwagen. Heckantrieb, tiefer Schwerpunkt und die ideale Gewichtsverteilung von 50:50 verleiten zum reichweitenfeindlichen Fahren auf der Landstraße. Apropos: Der Verbrauch lag bei unseren Testfahrten zwischen 17,7 und 21,7 kWh auf 100 Kilometern. Das ist schon recht viel, das Auto war aber mit drei Passagieren und Gepäck ordentlich bestückt.
Aufgeladen wird der Honda an einer schnellen öffentlichen DC-Säule in 30 Minuten (bis zu 80 Prozent), an der heimischen 7,4 kW-Wallbox in 4,1 Stunden. Wer nur eine normale Steckdose zur Verfügung hat, braucht Geduld: Dann sind es knapp 19 Stunden. Aber dafür hat man ja ein eigenes Autokino an Bord.
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