So schön war die Zeit: S-Klasse mit Sechszylinder im Test
Mercedes killt den Verbrenner. Schade um Sahnemotoren wie jenen in der Mercedes S-Klasse. Ein wehmütiger Test.
Vom Jahr 2025 an werden bei Mercedes alle neuen Pkws auf einer rein elektrischen Architektur aufbauen. Über kurz oder lang bedeutet das faktisch das Aus für den Verbrenner. Die Emissionsrichtlinien wollen es so. Die Kundinnen und Kunden werden nicht gefragt.
Viele dürften also nach dem Motto (ver)fahren: Genießen, so lange es noch geht. Und wenn schon, denn schon gleich im Luxusliner der Marke, der S-Klasse, die Ende 2020 neu aufgelegt wurde. Ein reiner Benziner war damals schon Geschichte: Die Ottos werden durch einen Startergenerator elektrisch unterstützt, der zusätzlich 22 PS Leistung und hübsche 250 Newtonmeter Drehmoment bringt. Die Basis bilden ein 48-Volt-Bordnetz und eine größere Batterie, die vor allem die Aufgabe hat, Energie beim Bremsen zu speichern und beim Beschleunigen wieder abzugeben. Das Ziel: Mehr Fahrdynamik trotz geringeren Spritkonsums.
So viel verbraucht der Mercedes S 500 in der Praxis
Ob die Zauberformel in der Praxis funktioniert? Und ob! Wir testeten den S 500 4Matic in der Langversion da, wo er zu Hause ist: auf der Langstrecke. 600 Kilometer auf der Autobahn mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 114 km/h endeten mit einem realen Benzinverbrauch von 9,5 Litern, in so einem großen, komfortablen (Liegesitz im Fond rechts!) und bärenstarken Auto eine kleine Sensation. Sogar die Norm von 8,0 bis 8,6 Litern liegt mit dem 435 PS starken Reihensechszylinder in der Praxis im Bereich des Möglichen, wenn man den Gasfuß etwas zügelt.
Mercedes-Benz S 500 lang: technische Daten
- Hubraum: 2999 ccm
- Leistung: 435 PS, 520 Nm
- E-Boost: 22 PS, 250 Nm
- Länge/B./H.: 5,29/1,95/1,50 m
- Leergewicht/Zuladung: 2065/755 kg
- Anhängelast gebremst: 2100 kg
- Kofferraum: 550 l
- 0 – 100 km/h: 4,9 s
- Spitze: 250 km/h
- Normverbrauch: 8,0 - 8,6 l Super
- CO2-Ausstoß: 183 - 197 g/km
- Energieeffizienzklasse: C
- Preis: ab 123.272 Euro
Was schwerfällt, denn selbst die S-Klasse-Langversion, ein Schiff von einem Auto, zeigt die Fahrleistungen eines Sportwagens. Keine fünf Sekunden vergehen für den Sprint auf 100 km/h, danach schiebt der majestätische Benz linear durch bis zur Begrenzung von 250 km/h.
Unglaublich leises, müheloses Dahingleiten in der S-Klasse
Unglaublich leise und nahezu ohne jede Vibration gleitet der Wagen dahin. Für zusätzliche Entspannung sorgen zehn Massageprogramme und spezielle Arrangements, die der Daimler seinen Gästen anbietet: Programme wie „Behaglichkeit“ oder „Frische“ kombinieren Beleuchtung, Klimaautomatik, Sitzheizung und Soundanlage so, dass sich das gewünschte Gefühl einstellen soll. Wellness auf Rädern für einen Aufpreis von 3800 Euro.
Die Hinterachslenkung ist ein Muss in der S-Klasse
Über den verschwenderischen Luxus in einer S-Klasse ist alles geschrieben, über den nicht weniger herrschaftlichen Preis auch. Der S 500 lang kostet schon in der Basis 123.272 Euro. Ein Muss und für 1547 Euro quasi ein Schnäppchen auf der endlosen Extra-Liste ist die aktive Hinterachslenkung, die dem Benz zum Wendekreis eines Golf (10,90 Meter) verhilft. Handlich ist dieses Geschenk von einem neuen Automobil alter Schule also auch noch. Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist.
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Die Fahrleistungen und -dynamik dieses Luxus-Dinosauriers werden elektrisch noch besser sein, also kein Grund zum Weinen...