Besuch von Fußballweltmeister Philipp Lahm beeindruckt Leipheimer Mittelschüler
Am Dienstag war er tatsächlich da, der ehemalige Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft. Mit einer Urkunde seiner Stiftung und viel Zeit für Kinder und Jugendliche.
Eigentlich kommt das nächste Fußballtraining am Montag für den 13-jährigen Kay Hemmann viel zu spät. Denn dann ist es ja wieder fast eine Woche her, dass er einem Fußballweltmeister begegnet ist. Und dann war das auch noch Philipp Lahm, der Kapitän der Nationalmannschaft, die 2014 in Brasilien den WM-Titel holte. Das will er schon seinen Trainern und Mitspielern in der C-Jugend der SG Reisensburg/Leinheim erzählen. Wer ihm nicht glauben will, kann sich als Beleg für diese Begegnung gerne einige Beweisfotos ansehen, die Kay mit seinem Smartphone gemacht hat. "Ich habe schon über ihn gehört und mir Videos angeschaut", sagt der Siebtklässler, der in seinem Team Innenverteidiger spielt. "Ich war sehr aufgeregt, so jemanden zu treffen. Es war ein cooles Erlebnis", fasst Kay Hemmann zusammen.
Das Zusammentreffen Lahms mit insgesamt fünf Klassen der Mittelschule in Leipheim am Dienstagvormittag war natürlich kein Zufall, sondern der Lohn für die Bemühungen der Schule, Bewegung, gesunde Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung den Schülerinnen und Schülern nahezubringen. Bereits im Herbst 2020 hat die Schultour, eine gemeinsame Initiative der Philipp-Lahm-Stiftung und der AOK Bayern, in Leipheim Halt gemacht.
Lieber Wasser mit Zitrone als Zitronenlimo
Lehrer Dominik Förg hatte die Idee, sich für die Aktion zu bewerben. An drei Tagen beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler damit, was gesunde Ernährung eigentlich bedeutet. Schulleiterin Stefanie Schmid machte es an einem Beispiel fest: "Ein Spritzer oder eine Scheibe Zitrone in einem Wasser schmeckt nicht schlechter als eine Zitronenlimonade." Und gesünder sei das allemal.
Die Leipheimer Schüler konnten damals mithilfe eines Anzugs erfahren, wie es einen einschränkt, wenn man stark übergewichtig ist. Mit Handschuhen sollten feine Schneidearbeiten verrichtet werden, was nicht funktionierte. Plötzlich konnten die Jugendlichen nachempfinden, wie schwierig es für Menschen etwa mit einem Rheumaleiden ist, feinmotorische Arbeiten zu verrichten. Kooperative Spiele und sich gegenseitig stark zu machen und zu loben, waren weitere Bestandteile.
Seit 2021 gibt es einen Sport- und Spieltag an der Leipheimer Mittelschule
Damit war die Mittelschule noch lange nicht am Ende. Die beteiligten Klassen diskutierten schließlich, wie es nach den gewonnenen Erkenntnissen weitergehen soll. Jeweils zwei Repräsentanten der Klassenverbände einigten sich in einer Projektversammlung auf einen Sport- und Spieltag, der jedes Jahr organisiert werden soll. Das erste Mal fand er im Herbst 2021 in der und um die Güssenhalle statt. Was dort geboten wurde, filmten Neuntklässler. Nach dem Schnitt wurde das Video samt Bewerbung an die Stiftung des Ex-Fußballers geschickt.
Der fand das Resultat der Leipheimer am besten, weshalb am Dienstag der Weg des Weltmeisters von der bayerischen Landeshauptstadt in den Landkreis Günzburg führte; und das nicht nur zu einer kurzen Übergabe der Urkunde. Einen Vormittag lang beantworte Lahm die Fragen der Mittelschülerinnen und -schüler, manche auch mehrfach, weil die Gruppen immer von den fünf "Erlebnisstationen" wechselten.
Was seine schlimmste Verletzung als Fußballer gewesen sei, lautete eine wiederholt gestellte Frage. "Ein Kreuzbandriss. Das war mit sechs Monaten Pause verbunden." Bammel habe er aber auch gehabt, als ein Teil des Trizeps-Muskels gerissen sei. Philipp Lahm deutet auf den Bereich oberhalb seines linken Ellenbogens. Denn diese Verletzung habe er sich ziemlich knapp vor der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land zugezogen. Und das erste Gruppenspiel der Nationalmannschaft war für Lahm ein Heimspiel – in München. "Da wollte ich natürlich dabei sein."
Philipp Lahm hat eine große Verantwortung für die EM 2024
Jetzt sei er wieder für den DFB im Einsatz, erzählt er den Schülern in einem der aufblasbaren Zelte, die auch für die Phillip-Lahm-Schultour benutzt werden; zwar nicht im Fußballdress, aber als Turnierdirektor der Europameisterschaft 2024, die in Deutschland stattfindet. Das damit verbundene Potenzial dieser sportlichen Großveranstaltung formulierte Philipp Lahm folgendermaßen: Sie "bringt uns als Land zusammen, vor allem aber Europa".
Er charakterisierte die Trainer, die er hatte ("Jupp Heynckes wollte immer alle mitnehmen, das war ihm wichtig"), hat keine Ahnung, ob Robert Lewandowski den FC Bayern München verlässt und hat keine Haustiere. Er spiele inzwischen lieber Tennis und Golf und gehe im Winter zum Skifahren als Fußball zu spielen. "Das habe ich lange genug getan, vielleicht liegt es auch daran. Ich bin in meinem Leben sehr viel gelaufen." Ein Autofreak sei er nie gewesen, sagt er auf die Frage nach seiner Lieblingsmarke. "Ich fahre auch gerne Rad."
Der Fußballweltmeister und sein Herz für Kinder
Es sind die einfachen Dinge, die Philipp Lahm den jungen Menschen zu vermitteln versucht: Besser mal auf die Straßenbahn verzichten und zu Fuß laufen. Die Treppen benutzen anstelle des Aufzugs. "Wenn ich fit und gesund bin, dann geht es mir gut. Und dann geht es auch meiner Umgebung gut", sagt er später zum Abschluss in der Aula, wo sich die Schülerinnen und Schüler der beteiligten Klassen versammeln. "Warum haben Sie ein so großes Herz für Kinder?", fragt ein Mädchen, das den Fußballweltmeister mit drei weiteren Schülern interviewt. Lahm räuspert sich kurz und antwortet: "Ich mag Kinder einfach." Schließlich habe er selbst zwei.
Außerdem spricht der frühere Fußballprofi immer wieder vom großen Glück, dass er gehabt habe, gut behütet in einer Familie aufgewachsen zu sein, die ihn bis zum heutigen Tag unterstütze. Dieses Glück wolle er auch ein Stück weit zurückgeben. Den Anlass zur Gründung einer eigenen Stiftung, die Sport und Bildung von Kindern und Jugendlichen fördert, war eine Reise im Sommer 2007 nach Südafrika. Dort fand drei Jahre später die Fußball-WM statt. "In den Townships habe ich dabei unzählige Kinder und Jugendliche gesehen, die ohne jegliche Hoffnung und in großer Armut aufwachsen. Diese Erfahrung war ausschlaggebend für meinen Wunsch, selbst zu helfen und andere zu bewegen, mich darin zu unterstützen."
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