Augsburg als Metropole? Die Freude in Schwaben ist groß
In der Fuggerstadt, die es mit ihrer Nähe zu München nicht immer leicht hatte, sorgt die bevorstehende Ernennung zur „Metropole“ für einen Motivationsschub.
Ein bisschen geht es immer auch ums Selbstwertgefühl – damals wie heute. Als in den 90er Jahren die Stadt Augsburg zum Zweck der internationalen Standortwerbung sich unter dem Label „Greater Munich Area“ präsentieren wollte, war das Gemurre am Lech groß. Augsburg sei Augsburg und kein Anhängsel Münchens, schimpften Traditionalisten in der Fuggerstadt. Die Befürworter hielten dagegen: Wenn eine Region Manager in Los Angeles oder Schanghai auf sich aufmerksam machen will, dann muss sie sich schon hinter dem Namen einer bekannten Metropole versammeln. Und das sei eben nun mal München. Da nutzte auch der historisch korrekte Hinweis nichts, dass „Metropole“ so viel heißt wie „Mutterstadt“ und die Gründung der noch nicht einmal 900 Jahre alten Stadt München damals in der nun schon über 2000 Jahre alten Stadt Augsburg besiegelt wurde.
Nun ist es, wie berichtet, der Wille der Staatsregierung, dass in Bayern künftig drei Städte im Landesentwicklungsprogramm (LEP) als Metropolen gelten sollen: München, Nürnberg und Augsburg. Die Freude in Schwaben darüber ist groß – parteiübergreifend. Augsburgs OB Kurt Gribl (CSU) hat den Vorschlag mit großer Zufriedenheit aufgenommen. Sein Amtsvorgänger Paul Wengert (SPD) sagt, Augsburg habe nun den Stellenwert, „den es immer schon verdiente“.
Wie aber verträgt es sich, dass Augsburg nun einerseits selbst Metropole, andererseits aber Mitglied der „Europäischen Metropolregion München“ (EMM) ist – und auch bleiben will? Die Antwort ist nur auf den ersten Blick schwierig. Tatsächlich aber hat das eine mit dem anderen (fast) nichts zu tun.
Komplizierte Debatte über "Greater Munich"
Die komplizierte Debatte über „Greater Munich“, die Anfang der 90er Jahre begann, zog sich in die Länge: Erst gab es den Städteverbund „München, Augsburg Ingolstadt“ („MAI“). Daraus wurde 1995 der Verein „Wirtschaftsraum Südbayern. München Augsburg Ingolstadt e.V.“, der dann im Jahr 2005 in „Wirtschaftsraum Südbayern. Greater Munich Area e.V.“ (GMA) umbenannt wurde. Doch das war noch nicht alles. Gleichzeitig nämlich hatten 1995 die für Raumordnung zuständigen Minister der deutschen Länder eine Idee aus Brüssel aufgegriffen und Regionen in Deutschland zu „Europäischen Metropolregionen“ erklärt, darunter auch München und Nürnberg.
Die Franken packten die Gelegenheit beim Schopf und organisierten die „Europäische Metropolregion Nürnberg“, der heute praktisch alle Städte und Kreise Mittelfrankens sowie Teile Unterfrankens und der Oberpfalz angehören. 2007 zog Südbayern nach. Auf Initiative der Oberbürgermeister Paul Wengert (Augsburg) und Christian Ude (München) wurde aus dem Verein „GMA“ der Verein „Europäische Metropolregion München“. Ihm gehören 32 Städte und Landkreise, 40 weitere Kommunen sowie 140 Unternehmen, Kammern und Verbände aus Schwaben und Oberbayern an. Der Verein versteht sich als „offenes Netzwerk“ für Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft und als Plattform für Kooperationen aller Art. Sein derzeit ehrgeizigstes Projekt: ein gemeinsames Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in der Region.
Der Titel Metropole, den Augsburg, München und Nürnberg nun im LEP erhalten sollen, hat eine andere Vorgeschichte. Bisher galten alle größeren Städte Bayerns in dem Programm als „Oberzentren“ – Hof zum Beispiel ebenso wie München. Und weil das LEP diesen Städten bei der Förderung von Infrastruktur, Kliniken, Universitäten oder kulturellen Einrichtungen eine gewisse Gleichbehandlung verspricht, forderte zum Beispiel Bayreuth einen Staatszuschuss für die Sanierung seiner Stadthalle mit dem Argument, die Staatsregierung habe der Stadt Augsburg einen Zuschuss für die Sanierung des Theaters zugesagt.
Worüber man sich am Lech freut
Künftig soll es einen Unterschied geben zwischen drei Metropolen und den anderen Oberzentren. Das ist es, worüber man sich am Lech freut. „Ab jetzt werden wir auf der Matte stehen mit dem Hinweis auf die dritte Metropole Bayerns“, sagt der Augsburger CSU-Chef und Staatssekretär Johannes Hintersberger. „Augsburg ist nun nicht mehr die größte unter den kleinen, sondern die kleinste unter den großen Städten Bayerns“, betont Schwabens CSU-Chef Markus Ferber. Nun sei klar, dass Augsburg gleichbehandelt werden müsse. „So eine Großstadt wie Augsburg hat ganz einfach einen anderen Bedarf als eine Stadt mit 100000 Einwohnern“, sagt Augsburgs zweite Bürgermeisterin Eva Weber (CSU). Außerdem fördere der Titel das Selbstwertgefühl der Stadt.
Auch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) zielt aufs Gefühl, wenn er sagt: „Augsburg ist die Schwabenmetropole und nicht München-West.“ Das darf als Einladung verstanden werden, künftig forscher aufzutreten. Der Titel Metropole, so heißt es im Ministerium, bringe „eine erhöhte Legitimation bei Fragen der Förderung“ mit sich.
Die Diskussion ist geschlossen.