Weiblichkeit auf Papier
Das BMW-Museum zeigt den Modezeichner René Gruau.
München Ein verführerischer Augenaufschlag, rote Lippen, ein zierlicher Fuß in dunklen Pumps: Der Modezeichner René Gruau hat es wie kaum ein anderer geschafft, Weiblichkeit in seinen Werken einzufangen – und das oftmals in nur ein paar Strichen. Seine Zeichnungen sind so betörend wie es schöne Frauen und elegante Gewänder nur sein können – und sie sind legendär.
Denn wer sie sieht, weiß vielleicht nichts über Gruau (sprich: Grüo), aber seinen Stil, diese Art zu zeichnen, hat jeder irgendwo schon mal gesehen. Zum Beispiel auf den berühmten Werbeplakaten für die Varieté-Theater Lido oder Moulin Rouge in Paris. Genau begutachten kann man René Gruaus suggestiven Strich nun in einer Sonderausstellung, die das BMW-Museum München dem bedeutendsten Modezeichner des 20. Jahrhunderts widmet – 80 Originale sind ausgestellt.
René Gruau (1909–2004) war in den 1950er und 60er Jahren der Lieblingskünstler der Luxusbranche und der Modemagazine – man arbeitete damals noch mehr mit Zeichnung als mit Fotografie. Gruaus Bilder wurden zum Erkennungsmerkmal nicht nur, aber besonders für die Nobelmarke Dior: Von 1947 bis 1989 zeichnete Gruau für das Haus. Begonnen hatte diese Karriere, als Christian Dior, mit dem er eng befreundet war, ihn beauftragte, das grafische Image all seiner Parfums zu kreieren.
Wer hätte das gedacht, als Gruau 14 Jahre alt war? Er selbst wohl nicht. Damals trennten sich seine Eltern, eine Französin und ein adeliger Italiener; seine Mutter verlor ihr Vermögen – den Traum, Architekt zu werden, musste der Junge begraben. Er tat das, was er schon als Fünfjähriger tat – inspiriert von den Modezeitschriften seiner Mutter: Zeichnen. Mit Erfolg.
Ausstellung Sie dauert bis 30. Juni. Der Eintritt kostet regulär neun, ermäßigt sechs Euro.
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