Jeder Dritte bricht sein Studium ab - Goppel kritisiert Schulen
Fast jeder dritte Studienanfänger an einer bayerischen Universität bricht sein Studium vorzeitig ab. Der frühe Wissenschaftsminister Goppel kritisiert die Schulen.
Fast jeder dritte Studienanfänger an einer bayerischen Universität bricht sein Studium vorzeitig ab. Dieses Ergebnis lässt sich aus einem Bericht des zuständigen Wissenschaftsministeriums im Hochschulausschuss des Landtags herauslesen, der allerdings mehr Fragen offenließ, als beantwortete.
So gibt es laut Ministerium nur bundesweite Erhebungen. Demnach ist die Abbrecherquote an deutschen Universitäten in den letzten acht Jahren von 25 auf 35 Prozent gestiegen. An den Fachhochschulen sank der Anteil der Abbrecher dagegen im gleichen Zeitraum deutlich: von 39 auf 19 Prozent.
Studienabbrecher: Kein Unterschied zwischen den Bundesländern
Einen Vergleich der Bundesländer oder gar einzelner Universitäten konnte oder wollte das Ministerium den Abgeordneten dagegen nicht vorlegen. „Es gibt aber wohl keine großen Unterschiede zwischen den Bundesländern“, sagte der Ministerialbeamte Edwin Semke. Klar scheint zu sein, dass Bayern kein Einzelfall ist und die Abbrecherquoten in anderen Bundesländern ähnlich hoch sind.
Bedeutender sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern: Die höchsten Abbrecherquoten gibt es mit geschätzt 47 Prozent in Informatik, die niedrigste bei angehenden Lehrern. Hier brechen lediglich sechs Prozent aller Eingeschriebenen ihr Studium vorzeitig ab.
Doch auch die Gründe des Studienabbruchs bleiben in dem Bericht weitgehend im Dunkeln. Genaueren Erhebungen stehe unter anderem der Datenschutz im Wege, sagte Ministerialbeamte Semke.
Einführung der Bachelor-Studiengänge hat Ziel verfehlt
„Wenn man die Abbruchgründe nicht kennt, dann kann man auch nichts dagegen tun“, kritisierte die SPD-Hochschulexpertin Isabell Zacharias. Es sei „ein Skandal“, dass die Zahl der Abbrecher an den Unis weiter steige. Schließlich habe man sich von der Einführung der verkürzten Bachelor-Studiengänge genau das Gegenteil versprochen: „Doch dieses Versprechen ist gescheitert.“
Auch der CSU-Hochschulexperte Oliver Jörg zeigte sich mit dem Bericht unzufrieden: Bei einer überschlägigen Rechnung komme er bundesweit auf einen volkswirtschaftlichen Schaden von mindestens 32 Milliarden Euro. „Das geht so nicht weiter“, kritisierte Jörg und forderte eine Expertenanhörung zum Thema noch in dieser Wahlperiode.
Ex-Wissenschaftsminister Goppel kritisiert Schulen
Der frühere Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) sieht die Wurzel des Problems allerdings schon an den Schulen: Vor allem in Mathematik und Physik „haben wir nicht die Lehrer, die unsere Gymnasiasten an das Hochschulstudium hinführen“, kritisierte er. Doch auch die Hochschulen bekamen ihr Fett weg: Anstatt Vorbereitungskurse anzubieten, um die Defizite abzubauen, seien manche Unis „doch froh, wenn sie schlechte Studenten schnell wieder loskriegen“, schimpfte der Ex-Minister.
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