Gedemütigt, betrogen, ermordet: Freunde des Opfers sagen aus
Es müssen Jahre der Erniedrigung gewesen sein, die Peter E., das Opfer des Königsbrunner Giftmordes, vor seinem Tod erlebt hat. Wenn es so war, wie Freunde des Mannes am Donnerstag vor Gericht sagten, dann wurde Peter E. von seiner Frau Tanja E. ausgenutzt und gedemütigt.
Von Stefan Krog und Peter Richter
Es müssen Jahre der Erniedrigung gewesen sein, die Peter E., das Opferbeim Königsbrunner Giftmord, vor seinem Tod erlebt hat. Wenn es so war,wie Freunde des Mannes am Donnerstag vor Gericht sagten, dann wurdePeter E. von seiner Frau Tanja E. ausgenutzt und gedemütigt. Nachdemdie Tat bisher vor allem aus Sicht der Angeklagten Tanja E. (31) undihres früheren Lebensgefährten Andre H. (32) geschildert wurde, kamgestern die Situation des Opfers zur Sprache.
Mehrere Freunde von Peter E. erzählten, wie dieser Weihnachten auf einer Matratze in seinem Büro verbrachte, weil seine Frau lieber mit ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Nachfolger von Andre H., feierte. Auch sei bei einer Party aufgefallen, dass Peter E. einen Schlafsack im Auto hatte. Er sei, so habe er gesagt, "zu Hause unerwünscht".
Ein Jahr vor seinem Tod zog Peter E. bei einem Kameraden ein. Er hatte zuletzt angeblich vor der eigenen Haustür oder in seinem Zimmer, laut einem Zeugen eine "Rumpelkammer", ausharren müssen, wenn Tanja E. Besuch gehabt habe. Einmal sei Peter E. mit Tränen in den Augen zu einem Freund gekommen und habe geklagt, dass seine Frau ihm den Tod gewünscht habe. "Ich soll mir einen Baum suchen und dagegenfahren", habe sie gesagt. Man habe Peter E. oft zur Trennung geraten, doch Tanja E. habe dies hinausgezögert. "Er hat wenig erzählt und sich geschämt", berichtete ein Zeuge. Zudem habe Tanja E. ihrem Mann mit dem Entzug der Kinder gedroht.
Auch die Freundin von Peter E., die er 2005, als die Ehe nur noch auf dem Papier bestand, kennengelernt hatte, bestätigte, dass Peter E. eine Scheidung gewollt habe. Im Januar wollte er wohl ernst machen - und lieferte damit möglicherweise den Anlass für den Mord. Laut Anklage hätte Tanja E. nämlich materielle Nachteile befürchten müssen.
Zum Tatabend tauchten am Donnerstag neue Fragen auf. Ein Rettungsassistent beim BRK berichtete, dass er den ebenfalls angeklagten Andre H., der früher Sanitäter war, in der Tatnacht, dem 17. Januar, in der Rot-Kreuz-Zentrale an der Berliner Allee gesehen habe. Das würde dem Tatablauf, wie ihn der teilgeständige Andre H. skizziert, widersprechen. H. behauptet, Handlanger gewesen zu sein und den Tod von Peter nicht beabsichtigt zu haben. Seine Verteidigung hat schon durchblicken lassen, dass sie den Mordvorwurf gegen H. für nicht gerechtfertigt hält.
Tanja E., die jede Schuld bestreitet, hat Andre H. beim Prozessauftakt hingegen beschuldigt, in der Tatnacht ohne ihr Wissen die Todesmedikamente besorgt zu haben. Diese Version würde von dem gestrigen Zeugen gestützt werden. Doch auch nach Auswertung von Dienstplänen bleibt ein Fragezeichen. Er glaube es zwar, sei aber "nicht 100-prozentig sicher", Andre H. tatsächlich in dieser Nacht gesehen zu haben, so der Zeuge.
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