Atomkraftwerk Grafenrheinfeld nach 33 Jahren abgeschaltet
Das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt ist in der Nacht zum Sonntag endgültig abgeschaltet worden - nach 33 Jahren Betrieb.
Um 23.59 Uhr habe man das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld nach 33 Jahren vom Netz genommen, teilte der Betreiber E.ON mit. Grafenrheinfeld ist der erste Atommeiler, der nach dem 2011 beschlossenen Atomausstieg stillgelegt wurde. Nun sind nur noch acht Kernkraftwerke in Deutschland am Netz. Bis spätestens 2022 sollen alle Reaktoren abgeschaltet werden.
Grafenrheinfeld in Bayern war das älteste noch laufende Kernkraftwerk Deutschlands. Laut E.ON hat es in seiner Laufzeit mehr als 333 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Im Vergleich zu einem Braunkohlekraftwerk seien der Umwelt dabei 355 Millionen Tonnen Kohlendioxid erspart geblieben. Zum Schluss habe die Anlage 11,5 Prozent des bayerischen Stromverbrauchs produziert. Das Kraftwerk sei während seiner Laufzeit für insgesamt 600 Millionen Euro modernisiert worden und habe auf "höchstem Sicherheitsniveau" gearbeitet.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hatte bereits in der vergangenen Woche erleichtert auf die angekündigte Stilllegung reagiert. Gleichzeitig forderte der Dachverband von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden, den Betrieb aller anderen Kernkraftwerke in Deutschland ebenfalls rasch einzustellen. Vorstandsmitglied Udo Buchholz warnte vor dem ungelösten Problem der Entsorgung von Atommüll sowie vor möglichen Störfällen in den älter werdenden Energieanlagen. Auch Greenpeace lobte die Abschaltung.
Ursprünglich sollte der Meiler bereits Ende Mai vom Netz gehen, Betreiber E.ON wollte aber die "Restverfügbarkeit des Kernbrennstoffs" bis zuletzt ausnutzen. Nach den gesetzlichen Vorgaben hätte das AKW noch bis zum Jahresende am Netz bleiben dürfen. Dies wäre nach E.ON-Angaben jedoch unrentabel gewesen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte angesichts der Abschaltung des Kernkraftwerks einen "verlässlichen Fahrplan" für die Energieversorgung. Darauf müsse sich die große Koalition noch vor der Sommerpause einigen, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe). "Wenn ein Kraftwerk vom Netz geht, wird es schwieriger, regional eine sichere Versorgung zu gewährleisten", mahnte Grillo. Dazu komme der überfällige Ausbau des Stromleitungsnetzes von Nord nach Süd.
AKW Grafenrheinfeld sollte schon Ende Mai vom Netz gehen
Grillo betonte, Strom und Energie müssten im Industrieland Deutschland sicher, sauber und vor allem bezahlbar bleiben, damit Produktion nicht abwandere und Arbeitsplätze gesichert würden. Er forderte niedrigere Kosten für Energie. Mehr Wettbewerb sei erforderlich. Jährlich würden 20 Milliarden Euro gezahlt für erneuerbare Energien im Wert von nicht einmal drei Milliarden Euro.
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