Kranke Lehrerin nimmt Noten mit - zusätzlicher Stress für Abiturienten
Da eine Lehrerin schwer erkrankt ist, kommt das Gymnasium in Gilching nicht an die mündlichen Noten von 60 Schülern. Vor allem für Abiturienten bedeutet das nun viel Stress.
So kurz vor dem Abitur haben die Zwölftklässler am Gymnasium im oberbayerischen Gilching schon genug Stress. Doch nun müssen sie auch noch für Zusatzprüfungen lernen, um eine mündliche Note zum zweiten Mal zu erhalten. Das liegt nicht etwa an einem Versagen der Schüler, sondern hat einen ganz anderen Grund: Die Noten kennt nur eine Lehrerin - doch die ist schwer erkrankt und dadurch nicht mehr erreichbar.
Das Christoph-Probst-Gymnasium gelangt daher einfach nicht an die rund 120 Noten von 60 Elft- und Zwölftklässlern. "Wir haben alles versucht, aber die Lehrerin ist regelrecht abgeschottet", sagt der stellvertretende Schulleiter Alexander Schröder. Er könne der Frau wegen der Krankheit keine Vorwürfe machen - doch die Lage sei für alle Beteiligten alles andere als toll.
Schüler waren entsetzt über die fehlenden Noten
Die Elft- und Zwölftklässler waren entsetzt über die Nachricht, dass sie alle zu einer 15-minütigen Feststellungsprüfung in Englisch und Geschichte antreten zu müssen. Die ist eigentlich nur für Schüler gedacht, denen wegen häufigen Fehlens keine mündliche Note gegeben werden kann.
Mittlerweile haben sich die Jugendlichen mit der Situation abgefunden. "Sie sind immer noch nicht begeistert - aber unter dem Motto Augen zu und durch treten sie alle bei der Prüfung an", sagt Schröder. Schließlich bräuchten vor allem die Zwölftklässler die Noten schnell, um zum Abitur zugelassen zu werden.
Der stellvertretende Schulleiter verspricht, die Prüfung wegen der besonderen Lage sehr fair zu gestalten. "Wir lassen die Jugendlichen einen Schwerpunkt wählen - das verringert den Stoff für sie um ein Drittel", sagt Schröder. Die Englischprüfungen sind schon abgeschlossen. Nun fehlen noch die in Geschichte.
Eltern kritisieren das Gymnasium in Gilching
Kritik an der Schule gibt es vor allem von den Eltern. Viele sind besorgt, dass ihre Kinder durch die höhere Belastungen schlechter beim Abitur abschneiden könnten.
Das bayerische Kultusministerium macht dem Gymnasium in Gilching keinen Vorwurf. "Es gibt keine Pflicht, dass Lehrer die mündlichen Noten schnell weitergeben müssen", sagt Sprecher Henning Gießen. Mit der Krankheit der Lehrerin hätte niemand rechnen können. Ihm sei auch kein vergleichbarer Fall bekannt.
Das Christoph-Probst-Gymnasium hat sich nun selbst neue Regeln auferlegt. Alle Lehrer sollen die mündlichen Noten künftig innerhalb kurzer Zeit in ein elektronisches System eintragen, damit die Schule sofort Zugriff darauf hat. Das Gymnasium möchte unbedingt vermeiden, dass es jemals wieder zu solch einem Noten-Fiasko kommt.
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