Roboter vom Mars landet auf der Erde
Ein Blick in die Robotik-Halle der Universität Würzburg lässt auf den ersten Blick nicht den typischen Roboter mit den monströsen Greifarmen erkennen. Denn Roboter sehen zumeist ganz anders aus und "lauern" an oft unbekannten Ecken - ob im Kinderzimmer, als Fahrerassistenz im Auto oder als Staubsauger.
Prof. Klaus Schilling vom Institut für Robotik und Telematik der Uni meint sogar, es werden im Alltag von Jahr zu Jahr immer mehr. Der Wissenschaftler ist Gastgeber einer internationalen Konferenz, bei der sich alles um die kleinen Helfer dreht. Rund 200 Roboter- und Telematikexperten aus 22 Ländern gastieren noch bis zum Freitag in der Residenzstadt. Das Interesse ist groß, auch am Erfolg der Würzburger.
Was kaum jemand wahrnimmt: Die Maschinen verbergen sich in ganz gewöhnlichen Geräten des Alltags. Schilling zeigt auf einen Rollstuhl, an dem ein Ring mit Sensoren angebracht ist. "Hier kommt dieselbe Technik wie bei einem Mars-Fahrzeug zum Einsatz." Per Ultraschall erkennt ein eingebauter Computer Hindernisse und warnt den Rollstuhlfahrer. Der Vorteil liegt auf der Hand: Bekommt ein Epileptiker einen Anfall, kann der integrierte Roboter eine gefährliche Kollision verhindern. Natürlich bleibe dabei die Steuerung ganz beim Fahrer.
Das derzeitige Aushängeschild der Roboter-Technik der Uni Würzburg trägt den schlichten Namen "Merlin" - "Mobile Experimental Robot for Locomotion and Intelligent Navigation". Das kleine Roboterfahrzeug dreht am Donnerstag seine Runden auf dem Testgelände vor der Würzburger Robotik-Halle. Das internationale Fachpublikum ist beeindruckt. Der Roboter, etwas kleiner als ein Bierkasten und rund 30 Kilometer in der Stunde schnell, kann nämlich selbstständig Hindernisse erkennen und umfahren.
Wie bei vielen Erfindungen des Alltags stand auch bei "Merlin" die Raumfahrt Pate. "Ganz am Anfang war der Roboter das Testfahrzeug für Sensoren, die auf einem Mars-Fahrzeug zum Einsatz kamen", erzählt Schilling. Mittlerweile führt die Erfindung, die der Wissenschaftler aus Ravensburg mit nach Würzburg brachte, ein erfolgreiches Eigenleben. Mit einer Kamera ausgestattet kam der 30 Kilogramm schwere Roboter selbst bei der Bundeswehr schon zum Einsatz.
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