Missbrauchsvorwürfe im katholischen Internat Traunstein
Misshandlungs- und teils Missbrauchsvorwürfe treffen jetzt auch das katholische Internat St. Michael in Traunstein. Ehemalige Schüler berichten von einem Klima der Angst.
Misshandlungs- und teils Missbrauchsvorwürfe treffen nun auch das renommierte katholische Internat St. Michael in Traunstein. Ehemalige Schüler berichten von Züchtigungen und einem Klima der Angst.
Im Mittelpunkt der Vorwürfe aus den 1970er und 1980er Jahren steht der Erziehungsstil des damaligen, inzwischen gestorbenen Leiters. Die Süddeutsche Zeitung hatte zuerst darüber berichtet, andere Medien griffen die Vorwürfe auf.
"Obgleich die Vorwürfe von Vorgängen vor rund vier Jahrzehnten handeln, empfinde ich als derzeitiger Direktor des Studienseminars und des Campus St. Michael sie als erschütternd", schrieb der heutige Leiter Wolfgang Dinglreiter an Eltern und Schüler.
Missbrauchsvorwürfe am Internat in Traunstein sollen aufgearbeitet werden
Ihm sei wichtig, "dass wir uns auch dunklen Kapiteln in der Geschichte unseres Hauses stellen". Geplant sei ein Gesprächsforum, um Vorwürfe aufzuarbeiten und denjenigen gerecht zu werden, die ihre Lebensphase im Internat "als bedrückende und belastende Zeit erlebt und erlitten haben".
Die SZ zitiert einen Ex-Schüler, der damalige Leiter habe ihn "konsequent bloßgestellt, sadistisch gequält und massiv geschlagen". 2016 habe sich der Mann an den Missbrauchsbeauftragten der Erzdiözese München und Freising gewandt. Auf dessen Frage nach sexuellem Missbrauch habe er geantwortet, es habe komische körperliche Annäherungsversuche gegeben. Im Gespräch mit der SZ habe er seine Vorwürfe erweitert: Der Ex-Leiter habe ihn auch sexuell missbraucht.
Von sexuellem Missbrauch berichtet laut SZ außer diesem Mann aber bislang niemand. Allerdings sagten der Zeitung zufolge einige frühere Schüler, dass sie bis heute unter ihrer Zeit in dem Internat litten. Andere konnten sich nicht an einen problematischen Erziehungsstil erinnern. Das Internat besuchte von 1939 an auch der spätere Papst Joseph Ratzinger. (dpa/lby)
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