O'zapfen für Anfänger
Wer ein richtiger bayerischer Bürgermeister sein will, der muss auch richtig zuschlagen können. Das gilt zumindest beim Fassanstich auf dem örtlichen Volksfest. Damit die Bürgermeister bei solchen Pflichtterminen eine gute Figur machen, haben 20 von ihnen in der Oberpfalz einen "Anzapf-Kurs" belegt.
Regensburg (dpa). Wer ein richtiger bayerischer Bürgermeister sein will, der muss auch richtig zuschlagen können. Das gilt zumindest beim Fassanstich auf dem örtlichen Volksfest.
Manche Routiniers treiben bei den Spektakeln mit zwei, drei Schlägen den Zapfhahn ins Fass, andere Rathauschefs verursachen eine Überschwemmung und blamieren sich bis auf die Knochen. Damit die Bürgermeister bei solchen Pflichtterminen eine gute Figur machen, haben 20 von ihnen in der Oberpfalz einen "Anzapf-Kurs" belegt.
Die Regensburger Traditionsbrauerei Bischofshof hatte aus Anlass der jüngsten Kommunalwahlen alle Bürgermeister aus dem Landkreis Regensburg zu diesem Spezial-seminar eingeladen. Das Interesse war groß: 20 Politiker griffen beherzt zu Holzhammer und Zapfhahn, die meisten stuften sich selbst als "Anzapf-Neuling" ein. Die Brauerei hatte dafür 30 Holzfässer präpariert, drei mit Gerstensaft gefüllt, die restlichen mit Wasser. Das Unternehmen musste sich extra von den anderen Regensburger Brauereien Fässer ausleihen, denn so viele der altertümlichen Behälter waren nicht mehr am Lager.
"Wenn man ein paar Grundregeln beachtet, kann beim Anzapfen eigentlich nichts schiefgehen", gab Braumeister Wolfram Seebauer vor dem ersten Schlag wertvolle Tipps. Er zeige den Bürgermeistern, wie sie den Hahn drehen und wo sie beim Anzapfen anfassen sollen, damit kein Schlag schmerzhaft auf den Fingern endet. Außerdem sollte der Protagonist beim Anzapfen nicht nervös sein, empfahl der Bierexperte. Das ist allerdings leichter gesagt als getan - meinten zumindest viele der Bürgermeister.
Unter den ersten Lehrlingen war auch die einzige Frau. Die künftige Brennberger Rathauschefin Irmgard Sauerer (Freie Wähler) brauchte wenige Tage vor offizieller Amtsübergabe nur fünf Schläge. Anschließend war sie erleichtert, denn sie hatte erst kürzlich schlechte Erfahrungen gemacht. Schon eine Woche nach der gewonnenen Wahl vom 2. März habe sie das erste Mal anzapfen müssen, erzählte die 45-Jährige. "Da habe ich gleich eine solche Sauerei im Wirtshaus gemacht, mein Dirndl musste in die Reinigung."
Auch der Neutraublinger Bürgermeister Heinz Kiechle (CSU) hatte schon ein unangenehm feuchtes Erlebnis: "Da ist der Hahn weggeflogen, und die Stadträte und ich waren klatschnass. Aber die Bürger haben es glücklicherweise nicht gesehen, das Zelt war halb leer." Er habe deshalb die fachliche Auffrischung seines Zapf-Wissens gebraucht. Josef Schmid (Freie Wähler) aus Wenzenbach gab sich hingegen als erfahrener Anzapfer. "Ich habe das schon etliche Mal gemacht, meist mit drei Schlägen", berichtete er aus seiner sechsjährigen Amtszeit. Bevor er selbst zuschlug, lästerte er noch lachend über einen Kollegen: "Was schlagen S' da so umeinander, das ist doch keine Schmiederei", rief Schmid einem sich abmühenden Bürgermeister zu, der mehr als 15 Mal auf den Zapfhahn einhämmerte. Prompt brauchte Schmid ein Dutzend Schläge. Erst die weiteren Versuche brachten bessere Ergebnisse. Braumeister Seebauer spendete Trost: "Das Publikum will ja auch eine Gaudi haben."
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