Jahrelanger Kampf gegen Kreuz im Klassenzimmer
Eine Frau hat in Nürnberg jahrelang dafür gekämpft, dass das Kruzifix im Klassenzimmer ihrer Tochter abgehängt wird. Jetzt hatte sie Erfolg. Von Cordula Homann
Eine Frau hat in Nürnberg jahrelang dafür gekämpft, dass ein Kruzifix im Klassenzimmer ihrer Tochter abgehängt wird. Jetzt hatte sie Erfolg, das schlichte Kreuz wurde entfernt. Doch erst, nachdem die Mutter eine Anwältin aufgesucht hatte.
Anwältin Helga Rauh aus Nürnberg schickte der Volksschule Ziegelstein Nürnberg eine Untätigkeitsklage, weil die Schule zu lange keine Entscheidung fällt. Doch die Klage bewegte die Schule zum Einlenken.Nach den Weihnachtsferien wurde das Kreuz aus dem Klassenzimmer der Tochter entfernt.
1995 hatte das Bundesverfassungsgericht zwar entschieden, dass die staatlich angeordnete Anbringung eines Kreuzes oder Kruzifixes in den Unterrichtsräumen gegen die Religionsfreiheit verstößt. Doch der Bayerische Landtag verabschiedete ein Gesetz, wonach das Kreuz dann abgehängt werden muss, wenn ein Erziehungsberechtiger oder Schüler dem Anbringen des Kreuzes aus Gründen des Glaubens oder der Weltanschauung widerspricht. Anwältin Helga Rauh: "Ob dieses Gesetz höhergerichtlich Bestand hätte, steht in den Sternen. Um das herauszufinden bräuchte man aber einen langen Atem."
Die Rektorin der Grundschule, Silvia Regelein, befand laut Nürnberger Nachrichten, dass das betroffene Kind "interessiert und aufmerksam an religiösen Aktivitäten" teilnimmt und keinesfalls den Eindruck erweckte, dass es sich durch das Kreuz gestört fühle.
Wie Norbert Hauf, Schulamtsdirektor in Nürnberg sagt, hatte sich die Mutter auch in seiner Behörde gemeldet. "Sie hat sich über das schleppende Verfahren beklagt. Wir haben dann zusammen mit der juristischen Beratung der Stadt Nürnberg den Fortgang beschleunigt." Hauf, seit 2000 in diesem Amt, hat es noch nie erlebt, dass ein Kreuz in einer Nürnberger Schule entfernt werden musste.
Auch im Kultusministerium in München gilt so ein Fall als Ausnahme. "Das Kreuz bedeutet ja auch nicht, dass jemand Christ sein muss", betont Dr. Ludwig Unger, Pressesprecher. "Es ist ein Zeichen für die Verankerung Bayerns in der Kultur des christlichen Abendlandes. Und dessen Werte stehen ja auch im Gesetz."
Bevor ein Kreuz, dass in bayerischen Grund-, Haupt- und Volksschulen grundsätzlich hängt, abgenommen wird, gebe es auch Alternativen, sagt Unger. "Wenn es von Seiten der Eltern Einwände gibt, kann der Schulleiter vor Ort das Kreuz zum Beispiel an der Seite oder hinten im Klassenzimmer aufhängen, oder ein Kruzifix mit Jesus durch ein schlichtes Holzkreuz ersetzen." Cordula Homann
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