Palmesel, Palmbuschen und Co.: Was feiert man am Palmsonntag?
Palmsonntag ist der letzte Sonntag vor Ostern - doch was feiert man an diesem Tag? Ein Überblick über die Hintergründe und Bräuche zum Palmsonntag.
Der Palmsonntag, der dieses Jahr auf den 20. März fällt, ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit. Mit dem Palmsonntag beginnt die vorösterliche Karwoche mit dem Osterfest als Höhepunkt des Kirchenjahrs. Christen gedenken an diesem Tag dem Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem. Die Menschen damals schwenkten ihm zu Ehren Palmzweige. An Palmsonntage erinnern katholischen Gemeinden mit Palmprozessionen an den Einzug.
Der Palmsonntag wird in Europa seit dem 8. Jahrhundert begangen. Namensgeber des Festes ist der Palmzweig als Symbol für Heil und Segen. Traditionell bringen katholische Christen "Palmwedel" zur Weihe in die Kirche, in Deutschland vor allem Buchsbaum oder Weidenkätzchen. Nach der Messe nehmen sie die Zweige mit nach Hause, wo sie als besonderer Schutz für das Haus hinter das Kruzifix gesteckt werden.
Am Palmsonntag und in der Karwoche gibt es viele Bräuche
Rund um den Palmsonntag und die Karwoche gibt es in Bayern sehr viele Bräuche, zum Beispiel das Palmtragen, die Palmesel oder die Karfreitagsratschen. Wir geben einen Überblick:
Palmtragen: Möglichst viele Palmbuschen auf einer Stange zur Kirche und nach der Messe zu Verwandten und Bekannten zu tragen - es ist der ganze Stolz von Kindern. Nach von Generation zu Generation vererbten Anleitungen werden Weidenzweige mit Buchs, Stechpalme, Wacholder und Mistel zu Büscheln gebunden und mit weiß-blauen Bändern verziert. Für die Buschen, die am Kreuz in der Wohnstube oder im Herrgottswinkel ihren Platz finden, bekommen die Kinder Geld oder Süßigkeiten.
Palmesel: Auf einem Rädergestell wird ein hölzerner Esel bei der Prozession am Palmsonntag von Ministranten mitgezogen. Der Brauch erinnert an den Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem. Nach dem Gottesdienst verschwindet der Palmesel wieder auf dem Dachboden der Kirche - er hat für ein Jahr Pause.
Der Palmesel kommt bei der Palmsonntag-Prozession zum Einsatz
Es gibt aber auch noch andere "Palmesel": In vielen Familien gilt der- oder diejenige als "Palmesel", der am Palmsonntag als letzter aufsteht. Er muss sich dafür auslachen lassen. Die Enttäuschung dürfte sich aber in Grenzen halten: Mit dem Palmsonntag beginnen die zweiwöchigen Osterferien.
Osterbrunnen: In Bussen fahren die Ausflügler in der Osterzeit durch die Fränkische Schweiz und bestaunen Brunnen, die mit Girlanden aus Tannenzweigen und bunt bemalten Eiern geschmückt sind. Der Brauch ist mehr als 100 Jahre alt. Die Menschen wollten damit zum Ausdruck bringen, wie lebensnotwendig das Wasser ist. Auf den Hochebenen der Fränkischen Schweiz war das Wasser knapp, als es noch keine Leitungen gab. Die Menschen mussten es aus dem Tal mühsam auf den Berg transportieren. Am berühmtesten ist der mit mehr als 10.000 Eiern verzierte Osterbrunnen in Bieberbach (Landkreis Forchheim).
Palmsonntag 2016: In der Karwoche geht es still zu
Kräutelsuppe: In traditionsbewussten katholischen Familien wird am Gründonnerstag die "grüne Kräutelsuppe" gegessen. Auch hier gilt: Alte Familienrezepte sind begehrt. So kommen etwa Wildkräuter, Petersilie, Sauerampfer, Schafgarbe, Brunnen- oder Gartenkresse in den Kochtopf und werden mit Frühlingszwiebeln, Brühe und Gewürzen zu einer schmackhaften Suppe gekocht.
Karfreitagsprozessionen: Still ist es, wenn am Karfreitag in Lohr am Main die Prozession durch den Ort zieht. Nur die Blaskapelle und Paukenschläge durchbrechen das Schweigen. Dunkel gekleidete Handwerker tragen 13 lebensgroße Figuren auf Holzpodesten durch den unterfränkischen Ort. Sie zeigen den Leidensweg Jesu vom Abendmahl bis zur Kreuzigung. Der 1658 erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als der älteste im deutschsprachigen Raum. Tausende Zuschauer säumen die Straßen. Auch anderswo gibt es Karfreitagsprozessionen, etwa im oberfränkischen Neunkirchen am Brand oder in Bamberg.
Am Gründonnerstag nach dem Palmsonntag verstummen die Kirchenglocken
Karfreitagsratschen: Wenn nach dem Gloria in der Gründonnerstagsmesse die Glocken bis zur Osternacht verstummen, schlägt die Stunde der Karfreitagsratschen. Ministrantinnen und Ministranten erzeugen mit den hölzernen Klappern einen eigenartigen Lärm. Auch in der Kirche ersetzen die Ratschen das Glockenläuten etwa bei der Wandlung. Es gibt auch fahrbare Ratschen auf Schubkarren und Kastenratschen, die mit einer Kurbel betrieben werden.
Heilige Gräber: In einigen Kirchen vor allem in Südbayern gibt es noch überwiegend aus der Barockzeit stammende Heilige Gräber. Es sind mehrere Meter hohe und breite begehbare religiöse Darstellungen des Leidens Christi. Mittelpunkt ist eine Grabnische mit dem Leichnam Jesu. Heilige Gräber als religiöse Festarchitekturen gehen bis ins 4. Jahrhundert nach Christus zurück. Ihren Höhepunkt erlebten sie im Barock- und Rokokozeitalter. Früher wurden die Heiligen Gräber regelmäßig in der Karwoche aufgebaut, heute sind sie nur noch in wenigen Kirchen zu sehen, etwa in Rottach-Egern am Tegernsee. axhe / dpa
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