Bürgermeister: "Der Bischof hat versagt"
Im Eilverfahren hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müllereinen neuen Priester für Riekofen bestimmt, und auch eine geplanteReise nach Rumänien lässt er ausfallen.
Riekofen (lb, AZ) - Im Eilverfahren hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller einen neuen Priester für Riekofen bestimmt, und auch eine geplante Reise nach Rumänien lässt er ausfallen.
Seit bekannt wurde, dass der vorbestrafte Priester, den das Bistum in die Gemeinde absandte, wegen erneuten Verdachts auf Kindesmissbrauch verhaftet worden war, möchte der Bischof "nicht fernab seiner Diözese sein."
Der Bürgermeister des oberpfälzischen Riekofen, Armin Gerl (Freie Wähler), wirft dem Bistum unterdessen Versagen vor. Bischof Gerhard Ludwig Müller hätte den Pfarrer gar nicht erst in der Gemeinde einsetzen dürfen, da dieser bereits vorbestraft gewesen sei, kritisierte Gerl. Er könne zwar verstehen, dass das Ordinariat bei der Berufung des Priesters nichts über dessen Vergangenheit preisgegeben hätte. "Sie wollten ihn ohne Vorbehalte einstellen." Dennoch hätte man ihn beobachten müssen, sagte der Bürgermeister. Er betonte: "Das Vertrauen zur Kirche ist geschwunden im Ort." Ein neuer Seelsorger müsse sich wohl erst bewähren.
Der 57-jährige Prälat Gottfried Dachauer, so gab das Bistum gestern bekannt, soll sich nun mit sofortiger Wirkung als neuer Seelsorger um die Gemeinden Riekofen und Schönach kümmern, für die der vorigen Donnerstag verhaftete Geistliche bisher zuständig war. Das Bistum stelle den Gläubigen damit "in der schwierigen Zeit nach der Verhaftung des bisherigen Pfarr-Administrators einen pastoral erfahrenen und kompetenten Geistlichen als Begleiter an die Seite", hieß es.
Dass der mittlerweile verhaftete ehemalige Seelsorger der Gemeinde schon als Kaplan wegen sexuellem Kindesmissbrauchs verurteilt worden war, hatten die Gemeindemitglieder erst vor wenigen Wochen erfahren. Im niederbayerischen Viechtach hatte er sich damals an zwei neun und zwölf Jahre alten Brüdern vergangen und war dafür zu einer Bewährungsstrafe von zwölf Monaten verurteilt worden.
Vor den neuen Missbrauchsvorwürfen hatte es in der Gemeinde noch eine Unterschriftenliste für den beliebten Pfarrer gegeben. Doch nun soll er erneut jahrelang einen Ministranten sexuell missbraucht haben.
Das Bistum hatte die erneute Einsetzung des 39-Jährigen als Gemeindeseelsorger damit begründet, dass er laut einem Gutachten geheilt sei. Darauf habe man sich verlassen. Bischof Müller rief nun die Bürger von Riekofen in einem offenen Brief dazu auf, keine vorschnellen Urteile über den Ex-Pfarrer zu fällen. Die Aufklärung des Falls liege in den Händen der Justiz. Müller sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. "Ich bitte Sie, im Glauben nicht irre zu werden", heißt es in dem Schreiben.
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