Zirkusclans tragen Gebietsstreit mit Fäusten und Waffen aus
Zwei konkurrierende Zirkusclans wollten sich über die anstehenden Gastspiele verständigen. Das Gespräch zwischen den Familien endete mit einer Schießerei.
Ein klärendes Gespräch zwischen zwei Zirkusfamilien hat in Regensburg zu einer handfesten Auseinandersetzung inklusive Schießerei geführt. Ein 48 Jahre alter Mann habe dabei am linken Bein einen Unterschenkel-Durchschuss erlitten, berichtete Polizeisprecher Michael Rebele am Dienstag. Fünf weitere Menschen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren wurden bei den gewaltsamen Streitigkeiten am Montagabend leicht bis mittelschwer verletzt, allerdings nicht durch Schüsse. Mehrere Zeugen hatten die Polizei alarmiert, weil sie bei dem Winterquartier der einen Zirkusfamilie Schüsse gehört hatten. Die Polizei raste mit mehreren Streifenwagen zu dem Gelände, später wurden Schusswaffen, Schlagringe und Messer gefunden.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler waren zwischen 10 und 15 Zirkusleute an dem Clinch zwischen den Clans beteiligt. Die unverletzten Beteiligten konnten zunächst flüchten, die Polizei startete eine Fahndung nach ihnen. Allerdings konnte die Kriminalpolizei auch später in dem Milieu nur wenig darüber erfahren, warum das Treffen eskalierte.
Es gebe unter den Beteiligten "natürlich nur Unschuldige", meinte Rebele ironisch. "Keiner hat was gesehen, es sind ja nur Engel unterwegs." Die Ermittler setzen jetzt auf die Beobachtungen von Unbeteiligten: "Wir haben Gott sei Dank auch ein paar neutrale Zeugen."
Bislang ist nur wenig sicher: Ein Zirkusclan, der neu in die Stadt gekommen war, hatte die andere Familie auf deren Winterquartier aufgesucht. Die offensichtlich ungebetenen Besucher sagten den Ermittlern später, dass sie "ein klärendes Gespräch wegen möglicherweise konkurrierender Gastspiele führen" wollten, wie der Polizeisprecher berichtete. Das sei allerdings nur die Aussage der einen Seite. Ob dies tatsächlich der Grund des Gesprächs und somit der Auslöser der Gewalttaten war, ist noch unklar. "Das kann so gewesen sein, muss aber nicht", betonte Rebele. Bei der Stadt Regensburg gab es Informationen, dass beide Unternehmen für Vorstellungen möglicherweise das gleiche Gelände nutzen wollten und ein Zirkus angeblich Plakate des anderen überklebt habe.
Die Zirkusleute, in deren Quartier sich das Handgemenge und die Schießerei ereignete, hatte bereits im vergangenen Herbst für Schlagzeilen in Regensburg gesorgt. Damals hatte sich die Familie ohne Genehmigung der Verwaltung im alten Schlachthof der Oberpfälzer Stadt einquartiert, um dort zu überwintern. Die Behörden wollten sich mit der ungewöhnlichen Besetzung der baufälligen Hallen aber nicht abfinden, schließlich musste die Familie das einsturzgefährdete Gebäude räumen und an den Stadtrand umziehen. "Im November ist der Familie dieser Platz von der Stadt zugewiesen worden", sagte Rebele über den jetzigen Tatort.
Die zweite Zirkusfamilie hatte am Montag ihre Zeltstadt in dem Regensburger Stadtteil Burgweinting aufgebaut. "Die haben dann auch gleich fleißig das Plakatieren angefangen", berichtete der Polizeisprecher.
Die Wagenburgen der Familien wurden nach der abendlichen Schießerei durchsucht. Dabei wurden drei Schusswaffen, darunter ein Gasrevolver und eine Kleinkaliberpistole - die mutmaßliche Tatwaffe, mehrere Messer und Hiebwaffen sowie verbotene Gegenstände wie Schlagringe beschlagnahmt. Zusätzlich hat die Kripo zwei Autos sichergestellt und hofft, dass die Spurensicherung am Tatort weitere Aufschlüsse über das Geschehen bringt. Die Schusswaffen waren laut Rebele aus dem "Fundus" der von der Konkurrenz besuchten Familie. Der 48-Jährige mit der Schussverletzung gehörte hingegen zu dem anderen Zirkusclan. lb
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