Tagesmutter stellte Bub mit Medikament ruhig
München (lby) - Eine Münchner Tagesmutter, die einen Buben mit einem Beruhigungsmittel betäubt hatte, hat möglicherweise weitere Schützlinge auf diese Weise ruhig gestellt. Bisher hätten sich 20 Eltern gemeldet, deren Kinder von der Frau betreut wurden, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Ob die Frau auch diesen Kindern Antidepressiva verabreichte, werde derzeit untersucht. Die Frau war Ende Februar vom Jugendamt in einem Gespräch nach der Behandlung der Kinder gefragt worden. Danach beging sie Selbstmord.
Die Tagesmutter hatte selbst drei Kinder. Die 56-jährige Frau hatte über Monate hinweg dem Zweijährigen hohe Dosen an Antidepressiva verabreicht. Der Mutter war aufgefallen, dass ihr Sohn beim Abholen von der Tagesmutter wackelig auf den Beinen war und apathisch wirkte. Er sei sogar oft im Auto eingeschlafen. Am Abend habe der Bub ungewöhnlich viel gegessen. An den Wochenenden sei das Kind völlig normal gewesen. Das Mittel wurde in Haarproben und Urin nachgewiesen.
Sechs der Kinder seien über eine Börse des Jugendamtes vermittelt worden, berichtete die Sprecherin des Münchner Sozialreferats, Monika Niedermayer. Die Betreuung von mehr als sechs Kindern ist zwar nicht verboten, das Stadtjugendamt sieht darin aber die Obergrenze. Die Eignung der ehemaligen Lehrerin, die seit vielen Jahren als Tagesmutter tätig war, sei unter anderem durch einen Hausbesuch überprüft worden. Sie habe als sehr professionell gegolten und auch an freiwilligen Weiterbildungen des Jugendamtes teilgenommen. "Sie war da sehr engagiert."
Als eine Mutter sich beim Jugendamt wegen des ungewöhnlichen Zustands ihres Kindes meldete, habe eine Mitarbeiterrin des Jugendamtes mit ihr ein Gespräch geführt. Sie sei auch darauf angesprochen worden, ob sie mehr als sechs Kinder betreute. "Sie hat das bestritten. Zwei Tage später war sie tot."
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