
Manfred Schauer: Das Wiesn-Urgestein, das Menschen köpft

Manfred Schauer feiert mit dem Varieté-Theater Schichtl sein 30. Oktoberfest-Jubiläum. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Trotz eines dramatischen Zwischenfalls
Ein Urgestein ist jemand, der schon lange Zeit bei einer Sache dabei ist und sich damit einen Namen gemacht hat. So einer wie Manfred Schauer auf dem Münchner Oktoberfest. Seit 30 Jahren betreibt er dort das traditionsreiche Varieté-Theater Schichtl. Es ist das älteste Geschäft auf der Wiesn: Seit 1869 gibt es den Schichtl, seit 1872 werden dort Menschen geköpft. 1985 stand das Theater vor dem Aus. Dann übernahm es Manfred Schauer. Und der Schichtl lebt immer noch.
Zwölf Stunden am Tag steht Schauer auf der Bühne vor seinem Zelt. Mit markigen Sprüchen – natürlich in tiefstem Bayerisch – zieht er alle vorbeigehenden Wiesn-Besucher in seinen Bann. Ob sie wollen oder nicht. „Irgendwann ist jeder einmal Gast beim Schichtl. Sobald sie da sind, erwische ich sie eigentlich immer. Sogar die Preißn“, sagt Schauer.
Manfred Schauer und die Wiesn - eine lange, leidenschaftiche Beziehung
Der 62-Jährige liebt die Show. Unterhaltung ist sein Leben. Abseits der Bühne hasst er es, im Rampenlicht zu stehen. Während des 16-tägigen Wiesn-Wahnsinns zieht er sich immer zur Mittagszeit für eine halbe Stunde in die Ochsenbraterei zurück. Nicht wegen des Essens, das schmecke in seinem eigenen Zelt immer noch am besten. Sondern wegen der Ruhe. Dazu eine „Halbe Bier“ und Schauer ist wieder regeneriert für die nächste Show.
Schauer und die Wiesn – das ist eine lange, leidenschaftliche Beziehung. Bereits als kleiner Bub ging er mit seinen Eltern auf die Theresienwiese. „Damals habe ich die Wiesn noch als Erlebnis wahrgenommen“, erinnert er sich. Einmal hat er sich mit einem Zeppelin-Fahrgeschäft im Kreis herumgedreht und ist zu früh rausgesprungen. Schauer landete auf dem Kopf, Platzwunde. Noch heute erinnert eine Narbe auf seiner Stirn an den Wiesn-Besuch vor mehr als 50 Jahren. Bei den Vorstellungen verdeckt er sie mit seinem schwarzen Zylinder.
400 Enthauptungen gibt es pro Wiesn im Varieté-Theater Schichtl
Typisch Schauer. Schwäche zeigen kommt für ihn nicht infrage. Vor einem Jahr ist er während einer Vorstellung zusammengebrochen. Zu wenig getrunken, zu wenig gegessen, nur zwei, drei Stunden Schlaf. Dann folgte ein Kreislaufkollaps! Lag es am Wiesn-Stress? „Nein, bloß kein Stress. Arbeit ist für mich kein Stress“, beteuert er. Nach drei Stunden Behandlung im Klinikum Großhadern hat sich der braun gebrannte Münchner selbst entlassen. „Mir ging’s gut, warum soll ich dann nicht wieder gehen.“ Am nächsten Tag stand Schauer tanzend auf seiner Bühne und in seinem Zelt rollten wieder Köpfe. Alles wie immer.

25 Enthauptungen pro Tag, 400 pro Wiesn. Christian Ude, David Copperfield, Rainhard Fendrich, Heiner Lauterbach oder Christine Neubauer. Sie alle kamen schon unter Schichtls Guillotine. Wie lange Schauer das Varieté-Theater noch betreiben kann? „Ich denke noch ungefähr 300 Jahre. Dann bin ich ein echtes Wiesn-Urgestein“, lautet seine schnelle Antwort.

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