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  3. Interview: Chefarzt über Cannabis: "Bei starken Schmerzen viel zu schwach"

Interview
10.03.2022

Chefarzt über Cannabis: "Bei starken Schmerzen viel zu schwach"

Am 10. März 2017 trat in Deutschland das Gesetz "Cannabis als Medizin" in Kraft, um die Palliativversorgung zu verbessern.
Foto: Jim Hollander, dpa

Seit fünf Jahren gibt es Cannabis auf Rezept. Wie oft wird es tatsächlich verschrieben, wem und wann? Chefarzt Bernd Hartmann über Nutzen, Skepsis und Missbrauch.

Herr Dr. Hartmann, Sie sind seit 2007 einer der beiden Chefärzte der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Palliativmedizin am Klinikum Kaufbeuren. Schmerzen und ihre Linderung sind sozusagen ihr Kerngeschäft. Inwiefern haben Sie sich gefreut, als vor fünf Jahren das Gesetz in Kraft getreten ist, das es Schwerkranken erlaubt, kontrolliert angebautes Cannabis auf Rezept zu bekommen?

Bernd Hartmann: Mein chefärztlicher Kollege Dr. Joachim Klasen und ich waren von Anfang an eher skeptisch und zurückhaltend, was das angeht. Diese Zurückhaltung zieht sich im Prinzip bis heute in unserer klinischen Arbeit durch.

Warum sind Sie zurückhaltend?

Hartmann: Weil die Verwendung von Cannabinoiden – so lautet der Oberbegriff für diese Medikamentengruppe – in der etablierten Medizin keine so große Rolle spielt, wie man meinen könnte.

Was heißt das?

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Hartmann: Viele denken, dass es sich bei Cannabis um ein schmerzlinderndes Mittel handelt, was ja im Prinzip auch stimmt. Aber bei starken Schmerzereignissen ist Cannabis für unsere Bedürfnisse viel zu schwach. Wir ziehen da Opioide vor, also Mittel, die man landläufig als Opiate bezeichnen würde. Die sind in solchen Fällen viel geeigneter. Aber auch diese muss man mit Augenmaß verabreichen.

Wann macht denn der Einsatz von Cannabis Sinn?

Hartmann: Es gibt eigentlich nur vier konkrete Bereiche, wo der Einsatz von Cannabis nachweislich Sinn macht. Das ist zum einen bei Spastiken, die bei Multipler Sklerose auftreten. Dann bei Übelkeit und Erbrechen, die infolge der Gabe von Chemotherapien aufkommen. Eine gute Wirkung zeigt sich drittens beim Einsatz als Appetitanreger in der Palliativmedizin, sofern der Patient durch seinen Zustand noch nicht zu ausgezehrt ist. Das ist der Bereich, wo Cannabis bei uns vor allem angewendet wird. Die Patientinnen und Patienten essen wieder mit Genuss und das wirkt dem Gewichtsverlust entgegen. Und viertens: Einsatz bei chronischen Schmerzen, also ausdrücklich nicht bei akuten Schmerzen.

Wer Cannabis zu sich nimmt, ist doch oft auch interessiert an der euphorisierenden Wirkung. Gibt es die bei medizinischem Cannabis überhaupt?

Hartmann: Ja, durchaus. Und diese Wirkung ist als Nebeneffekt bei uns in der Palliativmedizin auch ausdrücklich erwünscht. Wir geben das Mittel in einer Lösung, der Appetit wird angeregt – und der Patient hat überdies die euphorisierende Wirkung. Für jemanden, der unheilbar krank ist, kann das gut und sinnvoll sein.

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Wie oft geben Sie dieses Medikament?

Hartmann: Ziemlich selten. Bei etwa einem bis zwei pro 100 Patientinnen und Patienten auf unserer Palliativstation halten wir die Gabe im Schnitt für sinnvoll.

Das ist nun wahrlich nicht oft. Was macht Sie insgesamt so zurückhaltend?

Hartmann: Man darf beim Cannabis nicht übersehen, dass schon bei einer einmaligen Einnahme psychotische Prozesse ausgelöst werden können. Die man hinterher schwer oder vielleicht gar nicht mehr in den Griff bekommt. Das ist zwar selten, aber das gibt es. Darum bin ich auch gegen eine grundsätzliche Freigabe von Cannabis, wie sie derzeit geplant ist. Wohin eine solche Liberalisierung führen kann, sieht man – auf einem ganz anderen Medikamentengebiet – in den USA.

Was ist dort passiert?

Hartmann: Dort wurde vor einigen Jahren die Gabe von Opioiden forciert. Vor allem sicher auch von Unternehmen, die diese Mittel herstellten. Viele relativ junge Menschen zwischen 30 und 50, die beispielsweise an Rückenschmerzen oder Nervenschmerzen litten, erhielten – aus meiner Sicht viel zu unkritisch verordnet – Opioide. Das Ergebnis war fatal: Aus völlig normalen Menschen, die gar nicht dem Drogenmilieu zugerechnet werden konnten, wurden Junkies, deren Lebenswege durch die Abhängigkeit zerstört oder zumindest erheblich beschädigt wurden. Das kommt dabei heraus, wenn man nicht genügend abwägt.

Aber Cannabis macht doch nicht körperlich abhängig, oder?

Hartmann: Nein, körperlich nicht, aber die Gefahr der psychischen Abhängigkeit besteht durchaus. Auch eine Psychose kann kommen und gehen, allerdings auch für immer bleiben. Das muss man eben wissen. Außerdem beschädigt der Dauergebrauch von nicht medizinischen Cannabisprodukten vor allem bei jungen Menschen die Gehirnstrukturen. Es gibt nicht umsonst den Spruch: „Der hat sich blöd gekifft.“ Kiffen macht apathisch, antriebslos und kann neben der euphorisierenden Wirkung auch Angststörungen auslösen. Ganz davon abgesehen, dass das Kiffen – also wenn man Cannabis raucht – erheblich die Lunge schädigt.

Video: SAT.1

Sie würden also einem Menschen mit Rückenschmerzen oder Nervenschmerzen kein Cannabis empfehlen?

Hartmann: Nein. Da würde ich eher das seit Jahrzehnten bewährte Schmerzmittel Novalgin verschreiben, dass nicht abhängig macht. Oder in leichteren Fällen für kurze Zeit auch Paracetamol.

Wird Cannabis inzwischen oft in Bayern verschrieben?

Hartmann: Wie oft es nun in absoluten Zahlen in Bayern verschrieben wird, kann ich nicht sagen. Es gab aber eine Studie, die zeigte, dass medizinisches Cannabis bei uns zehnmal öfter verschrieben wurde, als es medizinisch nötig wäre.

Woher kommt das?

Hartmann: Weil es natürlich auch von vielen Menschen nachgefragt wird. Und wenn sie es in der einen Praxis nicht bekommen, dann gehen sie in die nächste. Irgendwer verschreibt es schon, im Rahmen der ärztlichen Therapiefreiheit – im sogenannten Off-Label-Use, also für eine nicht zugelassene Indikation. So ist das nun einmal.

Zur Person: Dr. Bernd Hartmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Palliativmedizin am Klinikum Kaufbeuren.

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Die Diskussion ist geschlossen.

10.03.2022

ein bis zwei Patienten von 100 ist auch echt ein bitterer Schnitt auf einer Palliativstation...die Leute können einem Leid tun...und das alles nur um irgendeinen komischen Moralismus von verklemmten Konservativen zu befriedigen...traurig....

10.03.2022

Metamizol-Natrium (Novalgin) hat übrigens wesentlich massivere Nebenwirkungen als Cannabis...auch wenn es bei bestimmten Schmerzzuständen bestimmt besser helfen mag...dieser Arzt mag ein abgeschlossenes Medizinstudium haben...aber das bedeutet offensichtlich nicht, dass man sich auch mit Cannabis auskennen muss, wie man hier wieder eindrücklich sehen kann...auch eine Folge der Prohibition...institutionalisierte Ahnungslosigkeit sozusagen....

10.03.2022

Was für ein Schmarrn ! Der wohl ewig-gestrige Schulmediziner Hartmann ignoriert zeitgenössische Erkenntnisse und verdreht die Konsequenzen aus der US-Opioid-Suchtkrise ins Gegenteil… Hartmann interpretiert Medikamenten-Junkies als arme, fehlbehandelte Patienten wohingegen der Krebspatient zur Linderung seiner Schmerzen als Spaß-Kiffer diffamiert wird…

10.03.2022

Ja schwieriges Interview, dass es in der Form wahrscheinlich nur noch in Bayern gibt oder von der Clique Jugendpsychiatrie Hamburg-Eppendorf...aber es ist schon recht einfach möglich in den USA als etwas unbedarfter Patient in den Staaten sich schnell mal eine Oxy-Sucht einzufangen...da muss man gar kein "Medikamentenjunkie" sein...und es passiert sogar immer wieder Leuten, die um das Abhängigkeitsrisiko wissen...darf man nicht unterschätzen....hat aber eigentlich mit Cannabis gar nix zu tun....

10.03.2022

Von einem Bekannten weiß ich, dass er in den Staaten bei einer ordinären Mandelentzündung eine ganze Klinikpackung Oxycodon bekommen hat zur Schmerzbehandlung (bei uns würde man Lutschpastillen mit Lidocain nehmen gegen sowas)...insofern, es ist die Zunft des Chefarztes mit der Verquickung der Pharmaindustrie, eingebettet in ein fragwürdig privatisiertes Gesundheitssystem, was die Opioidkrise in USA hervorgebracht hat...das hat genau 0 mit Cannabis zu tun....

10.03.2022

Nach wie vor ist wissenschaftlich überhaupt nicht abschließend geklärt ob Cannabis überhaupt Psychosen auslöst, bzw. welche Rolle es spielt bei deren Entstehung. Es hängt auch stark von der Zusammensetzung und der Dosis und Dauer des Konsums ab, ob psychische Probleme entstehen, das mit der Psychose nach Einmalgabe halt ich für eine Räuberpistole. Insofern kein Argument für die Strafverfolgung von Cannabiskonsum sonder eher dagegen, da aktuell sehr viel mit NPS verstrecktes Gras unterwegs ist, welches viel eher psychiatrisch relevante Symptome verursachen dürfte. Auch im Vergleich zu Alkohol, fallen die potentiellen psychischen Schäden bei Cannabis eher gering aus, wenn auch nicht komplett harmlos natürlich. Inwiefern soll das dann ein Aufrechterhalten des Verbotes rechtfertigen...Stichwort Gleichbehandlungsgrundsatz nach GG....wenn übermässiger Bierkonsum anscheinend kein Problem darstellt? Auch das Suchpotential von C. ist im Vergleich geradezu lächerlich. Den Hinweis auf die Opiodkrise in den USA, in Verbindung gebracht, mit der Cannabislegalisierung, empfinde ich als höchst unseriös und eines Chefarztes nicht würdig!

10.03.2022

Und dann noch der Hinweis auf die Opiodkrise in den USA mit der Cannabislegalisierung in Verbindung gebracht...unseriös...

10.03.2022

Es ist nach wie vor auch überhaupt nicht geklärt, ob Cannabis überhaupt Psychosen verursacht...vorallem kommt es stark auf die Zusammensetzung des Hanfes an. Das wäre auch weiter überhaupt kein Argument gegen die Freigabe, eher dafür, da im Moment viel mit NPS verunreinigtes Gras unterwegs ist, was eher zu psychischen Störungen führen dürfte. Auch im Vergleich zu Alkohol sind die potentiellen psychischen Folgeschäden von C. eher gering...Das Suchtpotential von Cannabis ist geradezu lächerlich im Vergleich zu den legalen psychoaktiven Substanzen...insofern auch kein Argument für die Strafverfolgung von Hanfkonsum, wenn übermäßiger Bierkonsum anscheinend nicht strafwürdig ist...typisches public-health Blabla von einem Arzt mit wenig Ahnung, der halt so ein paar konservativ geprägte Allgemeinplätze zum besten gibt....

10.03.2022

Das ist schon klar, dass man bei starken Schmerzen Opiode braucht und das Cannabis da nicht ausreicht, das ist jetzt keine Neuigkeit...allerdings kann Cannabis die schmerzstillende Wirkung von Opis potenzieren und somit benötigt man weniger von den Opis, kommt nicht auf so ein hohes Dosislevel, hat weniger NWs und kann bei Bedarf schneller ausschleichen...insofern sehr wohl sinnvoll in der "etablierten" Medizin, würde ich meinen....