Kommentar: Die Long-Covid-Therapieplätze müssen dringend ausgebaut werden

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Der Regierung geht es schon lange nicht mehr darum, die Menschen vor Corona-Infektionen zu schützen. Peu à peu wurden in den vergangenen Wochen und Monaten so gut wie alle schärferen Maßnahmen aufgehoben. Zugleich wurde die Isolationsdauer für Infizierte verkürzt, die Homeoffice-Plicht lief aus, Massenveranstaltungen wie das Oktoberfest finden ohne jegliche Vorkehrungen statt.

Menschen mit Long Covid fallen teilweise über Monate im Job aus

Die Argumente der Politikerinnen und Politiker: Die seit Anfang des Jahres grassierende Omikron-Variante führe seltener zu schweren Verläufen, viele Menschen seien inzwischen mehrfach geimpft, die Intensivstationen nicht überlastet. All das stimmt natürlich – und trotzdem ist es zu kurz gedacht.

Nach wie vor stecken sich in Deutschland enorm viele Menschen mit dem Virus an. Derzeit sind es pro Tag noch immer mehr als 50.000 – zumindest offiziellen Angaben zufolge. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, da sich längst nicht mehr alle Erkrankten testen lassen.

Wenn man dem nun zugrunde legt, dass bis zu 15 Prozent der Infizierten Long Covid entwickeln, dann kann man sich ausrechnen, was da für eine Welle auf das Land zukommt. Es geht um hunderttausende Menschen, die längerfristig unter den Folgen ihrer Corona-Infektion leiden und mitunter über Wochen – oder gar Monate – im Job ausfallen.

Es fehlen Therapie- und Rehaplätze für Long Covid Patienten

Für viele Branchen ist das ein massives Problem – vor allem für solche, die ohnehin mit Personalengpässen zu kämpfen haben. Es ist aber vor allen Dingen ein Problem für die Betroffenen. Denn bisher gibt es viel zu wenige Versorgungsangebote, es fehlen Therapie- und Reha-Plätze. All das muss jetzt dringend ausgebaut werden, um diese Long Covid-Welle ein Stück weit ausbremsen zu können.