Google erklärt Mann aus Mittelfranken für tot - der ist aber sehr lebendig
Peter Stör konnte nicht mehr auf sein Google-Konto zugreifen, weil er angeblich gestorben war. Für den Mann aus Mittelfranken begann damit der Kampf gegen einen Giganten.
Dafür, dass er ein halbes Jahr lang tot war, klingt Peter Stör recht fidel. Die unglaubliche Geschichte, die er gleich erzählen wird, spielt im beschaulichen mittelfränkischen Eckental in der Nähe von Erlangen – aber eben nicht nur da, sondern auch auf der Bühne eines Giganten: Google. Der Technologie-Riese hatte Stör für tot erklärt – und wollte sich lange nicht vom Gegenteil überzeugen lassen.
Dass irgendetwas nicht stimmt, merkt Stör im Oktober des vergangenen Jahres. Er sitzt vor seinem Computer und will sich bei seinem Google-Konto anmelden. Aber es klappt nicht. "Ich bekam die Meldung, dass mein Benutzerkonto deaktiviert ist und ich verstorben bin", sagt Stör. Die Nachricht seines Ablebens will Stör natürlich nicht so stehen lassen. "Ich habe mich auf die Suche nach einer Lösung gemacht – aber keine gefunden."
Es ist nicht so leicht, bei Google jemanden zu erreichen
Am Anfang denkt Stör noch, dass es sich um ein simples Versehen handelt, das leicht behoben werden kann. "Ich dachte, dass man das Konto problemlos wieder aktivieren kann", sagt er. "Aber das war leider nicht so." Denn bei Google erreicht man nicht so einfach jemanden, vieles läuft über einen automatisierten Support. "Ich habe nie mit einem Menschen gesprochen. Man kann da anrufen, kommuniziert aber nur mit einer Maschine." Stör dreht sich mit seinem Problem im Kreis. Er bekommt immer wieder die Nachricht, er müsse sein Konto selbst wieder aktivieren. "Aber das konnte ich nicht. Weil ich immer wieder die Meldung bekommen habe, dass ich verstorben bin. Da konnte ich machen, was ich wollte."
Wenn jemand stirbt, dann gibt es die Möglichkeit, Zugang zum Konto des Verstorbenen zu bekommen – dafür muss man eine Sterbeurkunde vorlegen. Das wurde auch Stör angeboten, wenn er Zugriff auf das Konto eines verstorbenen Angehörigen haben wolle. Nur: Es war ja sein eigenes Konto. "Tja, und eine Sterbeurkunde hatte ich natürlich auch nicht."
Stör berät sich mit einem Anwalt. Der empfiehlt ihm, sich an die einzige reale Adresse zu wenden, die es in Deutschland von Google gibt: den Sitz des Konzerns in Hamburg. Stör schickt ein Einschreiben an die Rechtsabteilung. Das wird auch tatsächlich weitergeleitet. "Mir hat dann jemand geschrieben, vielleicht war das sogar ein richtiger Mensch", sagt Stör. "Aber der hat dann auch wieder gesagt, dass ich das Konto selbst wiederherstellen muss. Und das ging ja eben nicht."
Immer wieder werden Menschen versehentlich für tot erklärt
Eigentlich hätte sich Stör da schon längst von seiner Google-Mail-Adresse, die ihm so viel Kopfzerbrechen bereitete, getrennt – wäre sie nicht mit seiner Oldtimer-Homepage verknüpft. "Deswegen habe ich auch um diese Adresse gekämpft." Daneben hat Stör noch eine andere Adresse. "Zum Glück bekomme ich über Google kaum Mails. Stellen Sie sich mal vor, darüber würden alle meine Nachrichten eingehen und ich könnte wichtige Mails nicht mehr abrufen."
Dass jemand für tot erklärt wird, obwohl er oder sie sich bester Gesundheit erfreut, kommt immer wieder mal vor. Die AOK Niedersachsen etwa hatte eine alleinerziehende Mutter aus Versehen für tot erklärt. Die Frau erfuhr nur durch Zufall von ihrem angeblichen Tod. In der Jobvermittlung der Arbeitsagentur hatte man ihr eine Meldung der Krankenkasse gezeigt. Wäre der Irrtum so nicht entdeckt worden, hätte die Frau im nächsten Monat kein Geld mehr bekommen. Ähnliches passierte im vergangenen Jahr einer Rentnerin in Rheinland-Pfalz: Als die Frau Geld abheben wollte, wurde ihre Karte eingezogen. Die Sparkasse erklärte lapidar: Die Rentenversicherung habe die 63-Jährige für tot erklärt. Auch Google hat schon einmal jemanden fälschlicherweise beerdigt: Suchte man online nach dem österreichischen Kinderbuchautor Thomas Brezina, spuckte das System aus, dass der Mann bereits tot sei. "Laut Google bin ich 2004 gestorben und ich kann nur sagen, mir ist es nie besser gegangen", schrieb Brezina daraufhin auf Twitter.
Peter Stör lebt inzwischen wieder
Mittlerweile gibt es für Peter Störs Google-Problem eine Lösung: Stör lebt tatsächlich wieder. Das BR-Magazin "quer" wandte sich mit einer Presseanfrage an Google. "Ich habe nicht gedacht, dass da etwas dabei rauskommt", sagt Stör. "Aber dann kam tatsächlich eine Mail, dass das Konto wieder hergestellt ist. Für den, der sich das angeschaut hat, war das ein Klick. Der hat nur einen Haken gesetzt, keine Minute Arbeit."
Stör ist froh, dass er für Google nun wieder lebendig ist, die ganze Sache habe ihn aber trotzdem ziemlich frustriert. "Wenn meine Oldtimer-Homepage nicht dran gehangen wäre, hätte ich es vielleicht mit Galgenhumor gesehen."
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Generell scheint hier auch das Problem zu sein, dass fast keine Person bzw. Vertragspartner mehr persönlich bzw. anschriftlich erreichbar ist. Sicherlich bietet KI bzw. automatisierte Chatfunktion seine Vorteile, jedoch niemals für alle möglichen Gegebenheiten! Immer auch muss bzw. sollte eine persönliche Ansprechbarkeit, sei es telefonisch, per Fax oder Email, etc., möglich sein. Ist dies nicht der Fall, sollte man mehr als eindringlich Prüfen, ob man damit glücklich ist!
"Google erklärt Mann aus Mittelfranken für tot"
Auch wenn man es umgangssprachlich so ausdrückt, so ist es doch falsch und die Qualitätspresse sollte nicht falsche Termini verwenden.
So wie ein Arzt, der zu einer leblosen Person gerufen wird und diese nicht mehr wiederbeleben kann, den Tod feststellt und nicht die Person für tot erklärt so erklärt erst recht nicht Google oder die Krankenkasse oder die Rentenversicherung jemand für tot.
Eine Todeserklärung ist ein formeller Akt nach dem Verschollenheitsgesetz und erfolgt durch ein Amtsgericht.
Das was bei Google, AOK, etc. passiert ist schlicht ein Fehler. Evtl. wurde eine Sterbeurkunde einer andere Person vorgelegt und es hat eine Verwechslung stattgefunden. Ärgerlich aber halt kein formeller Akt der Organisationen - auch wenn es noch so toll klingt.
Das Schlimme ist doch, dass man heute in solchen Fällen niemanden mehr erreicht bzw. dass niemand Lust hat, sich der Sache anzunehmen. Es könnte ja auch mal um wichtige Termine etc. gehen.
Dass das besser sei, wenn man für etwa bezahlt, kann ich so unbedingt nicht bestätigen.
Es bestätigt sich das alte Sprichwort "Was nichts kostet, taugt auch nichts!". Die paar Cent für ein ordentliches Emailkonto bei einem seriösen Anbieter sollte und kann man aufbringen.
Man kann nicht sagen, daß gmail nichts taugt. Es kommt auf die Ansprüche drauf an, die man an den Provider und das Produkt stellt. Wer z.B. ein Android-Smartphone benutzt fährt mit einem gmail-Konto besser.
Meine Haupt-email-Adresse habe ich von einem kostenpflichtigen Anbieter. Zahle dafür 2,50€/Monat. Mir kann es nicht passieren, daß ich keinen Ansprechpartner finde oder daß Probleme nicht in kürzester Zeit gelöst werden. Mein gmail-Konto ist mehr für die "unwichtigen" Dinge im Leben aktiv. Ich kenne die Probleme mit Google.