Masken aus Sauter-Nüßlein-Deal kamen sehr spät nach Schwaben
Sehr schnell sollten die Masken aus dem umstrittenen Geschäft der CSU-Abgeordneten Sauter und Nüßlein geliefert werden. Jetzt stellt sich raus: Der Großteil kam erst Ende 2020 in Schwaben an.
Als die beiden schwäbischen Politiker Alfred Sauter und Georg Nüßlein Ende März 2020 ein Geschäft der hessischen Textilfirma Lomotex mit der bayerischen Staatsregierung anschoben, hatte die Corona-Pandemie gerade einen ersten unerfreulichen Höhepunkt erreicht. Der Deal, der später so hohe Wellen schlagen sollte, weil Sauter und Nüßlein dafür Provision kassierten, ging vor allem deswegen so rasch über die Bühne, weil die Abgeordneten und deren Geschäftspartner eine ganz schnelle Lieferung versprochen hatten. Doch die gab es nicht.
Augsburg hat die meisten Masken aus dem Sauter-Nüßlein-Deal erhalten
Schon vor kurzem hatte das bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt, dass der größte Teil der drei Millionen FFP2-Masken aus dem Geschäft erst im August und September 2020 an den Freistaat geliefert wurden. Eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Max Deisenhofer ergibt nun, dass die Masken den Regierungsbezirk Schwaben erst Ende 2020 beziehungsweise Anfang 2021 erreicht haben. Insgesamt wurden laut Antwort des Gesundheitsministeriums 365.800 Masken aus dem umstrittenen Politiker-Geschäft in deren Heimat-Regierungsbezirk geliefert. Der größte Teil davon ging an die Stadt Augsburg (56.275), gefolgt vom Landkreis Augsburg (48.675). Die geringste Menge ging an die Stadt Memmingen (8950).
Einige der Masken sind wahrscheinlich auch an Schulen gelandet
Laut Gesundheitsministerium wurden das Kultusministerium und bayerische Schulen nicht mit den Lomotex-Masken aus dem Pandemiezentrallager beliefert. Durch die Abgabe an die Landkreise und kreisfreien Städte ist es aber durchaus wahrscheinlich, dass die Masken am Ende trotzdem an Schulen gelandet sind. Die Landkreise haben nicht Buch geführt über Details wie Hersteller oder Vermittlerfirma.
Aus infektiologischer Sicht ist das unproblematisch, weil der größte Teil der 3,5 Millionen Lomotex-Masken die erforderlichen Zertifikate hatte. Nur die erste reguläre Lieferung von 100.800 Masken wurde nicht in Umlauf gebracht, weil es lange Streit um die Zertifizierung gab. Eine Prüfung Anfang dieses Jahres hat ergeben, dass die Masken nicht verkehrsfähig waren. Von dieser Ware kann nichts in Schwaben gelandet sein.
Der Grünen-Abgeordnete Deisenhofer kritisiert, dass die Masken aus dem Sauter-Nüßlein-Deal zu einem Preis von 3,60 Euro pro Stück erst geliefert wurden, als Masken schon deutlich günstiger zu haben waren. „Mich schockiert, wie schlecht der Masken-Deal für unseren Freistaat Bayern lief und wie schamlos sich ranghohe CSU-Politiker in einer großen Notlage bereichert haben“, sagt Deisenhofer.
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