Prozessbeginn gegen Wildfleischhändler Berger
Landshut (lby) - Wegen Betrugs und Verstößen gegen das Lebensmittelrecht muss sich von diesem Donnerstag an der ehemalige Passauer Wildfleischhändler Karl Heinz Berger vor Gericht verantworten. Das Unternehmen des 51-Jährigen stand Anfang des Jahres im Mittelpunkt des Skandals um manipuliertes Wildfleisch.
Die Staatsanwaltschaft hat Berger wegen 14 Fällen des gewerbsmäßigen Betruges und 10 Verstößen gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz angeklagt. Für den Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landshuter Landgerichtes sind zunächst fünf Verhandlungstage eingeplant, ein Urteil wird erst im November erwartet.
Berger soll mehr als 140 000 Kilogramm manipulierte Fleischprodukte in den Handel gebracht und bei seinen Abnehmern einen Schaden von rund 940 000 Euro verursacht haben. So sei bei Elchgulasch Hirschfleisch beigemengt worden, weil Elch gerade auf dem Markt knapp war. Allein vom verschnittenen Elchgulasch sollen 96 Tonnen von dem Passauer Unternehmen verkauft worden sein. In kleinerem Umfang soll Berger auch Mufflon als Gams vertrieben haben.
In anderen Fällen sind laut Anklage 44 Tonnen angeblich frisches Hirschfleisch verkauft worden, obwohl es sich zu nicht unerheblichen Teilen um aufgetaute Tiefkühlwaren gehandelt habe. Bei 1100 Kilogramm verkauften Rehprodukten habe die Berger Wild GmbH die Haltbarkeitsdaten manipuliert. Ähnliches soll bei Hasenfleisch geschehen sein, das von den Ermittlern allerdings noch im Berger-Kühlhaus entdeckt wurde. Auch 850 Kilogramm Fasanfleisch, das unter unhygienischen Bedingungen produziert wurde, kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht mehr in den Handel.
Bereits im Juni war Berger wegen der Hinterziehung von Sozialbeiträgen zu einer Geldstrafe von 4400 Euro verurteilt worden. Der Fleischhändler hatte für die Beschäftigung von Ungarn knapp 80.000 Euro nicht an die Sozialversicherung abgeführt. Der Fleischskandal war bei den Ermittlungen wegen der illegalen Beschäftigung aufgeflogen.
Infolge des Skandals war Bergers Gesellschaft, die einst als Europas größter Wildfleischhändler galt, Pleite gegangen. Bei dem vorhergehenden Prozess hatte der Berger-Anwalt den Behörden die Schuld an der Affäre gegeben. Sein Mandant sei in ein "politisch verursachtes Erdbeben" und in ein "Kesseltreiben" der Medien geraten.
Mit den bayerischen Fleischskandalen beschäftigt sich auch ein Untersuchungsausschuss des Landtags. Zudem steht derzeit der ehemalige Geschäftsführer der Deggendorfer Frost GmbH, der Schlachtabfälle zu Lebensmitteln deklariert haben soll, in Memmingen vor Gericht.
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