Festnetz der Telekom versagt
Viele Kunden, die über das Internet telefonieren, beklagen sich über immer wieder auftretende massive Störungen. Die Telekom reagiert verhalten, Verbraucher sollten sich wehren.
„Völliger Wahnsinn, schon wieder kein Festnetz.“ „Seit zwei Wochen geht nichts.“ Oder: „Wenn nur 50 Prozent funktioniert, warum soll ich dann 100 Prozent meiner Rechnung zahlen.“ Das sind nur drei von Tausenden von Kommentaren, die verärgerte Telekom- Kunden zwischen Flensburg und Berchtesgaden in einschlägigen Internetforen hinterlassen.
Dieser Zorn vieler Telekom-Kunden geht auf das Telefonieren über das Internet zurück. Das sei die Technologie der Zukunft, wirbt der Kommunikationsriese und bietet seinen Kunden schnelles Internet in Kombination mit der Voice-over-IP Technologie, also der Sprache-über-Internet-Protokoll, an. Bis 2018 soll die komplette Umstellung auf das neue Telefonieren erfolgt sein.
Doch wer schon heute schneller im weltweiten Netz unterwegs sein will, läuft Gefahr, die Umstellung in das moderne „Netz der Zukunft“ mit Ausfällen bei der Festnetztelefonie zu bezahlen. Nach bundesweiten Störungen der Voice-over-IP-Technologie von Ende Juli kam es um den 22. August erneut zu Ausfällen, dicht gefolgt von einer Welle von Störungsmeldungen nur sechs Tage später. Auch außerhalb dieser großen Störungen berichten Telekom- Kunden auf dem Serviceportal des Anbieters und auf dem Störungssammelportal „allestörungen.de“ von regelmäßigen Gesprächsabbrüchen, oft nach 15 Minuten Gesprächszeit, und vom Totalausfall der Telefonie bei weiterhin störungsfreier Internetverbindung.
Geschäftskunden fürchten um ihre Existenz
Während der Ausfall des Telefons in Privathaushalten in Notfällen zu brenzligen Situationen führen kann, sind Geschäftskunden nicht nur genervt, sondern sehen sich in ihrer Existenz bedroht, wenn sie wieder einmal nicht erreichbar sind. Hotline-Mitarbeiter, die nach Wartezeiten von bis zu 45 Minuten über mögliche Defekte an der Hausleitung oder an den Endgeräten spekulieren, bringen bei genervten Kunden das Fass zum Überlaufen.
„Warum soll ich den Defekt bei mir suchen, wenn die Fehlermeldungen alle genau dasselbe Bild haben“, ist eine der meistgestellten Fragen wütender Kunden.
In das Netz der Zukunft investiere man massiv, so die breitflächig gestreute Werbung der Telekom. Mit einem „All-IP“-Kernnetz wolle der Konzern eine völlig neue Netzarchitektur entwickeln, in der alle Dienste konzentriert und konzertiert ablaufen sollen.
Umstellung bis 2018
Telekom-Pressesprecher Markus Jodl räumt auf Nachfrage Probleme ein. „Wir sind noch in der Fehleranalyse.“ Es seien nicht alle VoIP- Kunden betroffen und die Störungen seien nicht lokal zuzuordnen, so seine Auskunft. Es handle sich nicht um Fehler beim Router, sondern es handle sich um ein Plattformproblem. Deshalb solle der Kunde im Störungsfall den Router nicht vom Netz nehmen, andernfalls kappe er damit die anderen noch verfügbaren Dienste. Die gesamte Umstellung sei ein Prozess, der bis zum Jahr 2018 geplant sei, so der Unternehmenssprecher.
Kunden, die Ausfälle in Euro und Cent bei ihrem Anbieter geltend machen wollen, oder ihren Vertrag aufgrund von häufigen Störungen vorzeitig kündigen möchten, rät Katharina Grasl, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, zu einer genauen Dokumentation der Ausfälle. Denn nur bei gehäuften Störungen habe der Kunde ein außerordentliches Kündigungsrecht. „Selbstverständlich ist der Vertragspartner verpflichtet, die zugesicherten Leistungen zu erbringen“, so Grasl. In einem ersten Schritt rät sie Verbrauchern die geschuldete Leistung schriftlich und per Einschreiben einzufordern und eine angemessene Frist zur Beseitigung der Mängel zu setzen. Sollten die Mängel weiter bestehen, könne die Kündigung ausgesprochen werden.
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