Das Zwischenzeugnis: Statt Noten gibt es Sternchen
Paula Print am Freitag in der Grundschule in Kicklingen. Was sie dort erlebt hat
Jana ist eine gute Schülerin. So gut, dass sie in der Fastenzeit sogar manchmal etwas Süßes naschen darf. „Weil mein Zeugnis auch gut war“, sagt sie und grinst. Deshalb ist sie überhaupt nicht nervös vor dem Käseblatt, das ihr Lehrerin Ilse Brenner am Freitag austeilt. „Ich weiß ja, was drin steht“, sagt die Achtjährige und fügt hinzu: „Mama und Papa haben es auch schon gelesen. Also ist es nicht mehr schlimm“. Das versteht unsere Paula Print nicht. Wieso kennt Jana schon ihre Noten, bevor sie das Zeugnis erhält? „Ich war immer so aufgeregt, wenn es Zwischenzeugnis gab. Bis zum Schluss habe ich gehoffet, dass ich in Mathe besser bin. Wieso kennst du deine Noten schon?“.
Das kann ihr Ilse Brenner beantworten. Sie und Birgit Müller sind die zwei Lehrerinnen an der Grundschule in Kicklingen. „Und heuer haben wir zum ersten Mal kein klassisches Zeugnis mehr. Wir machen dafür sogenannte Lernentwicklungsgespräche“, erzählt Ilse Brenner. Das muss sie unserer Paula Print genau erklären, denn die schaut gerade mit ihren großen Augen ganz schön verdutzt drein. „Das habe ich noch nie gehört. Kein Zeugnis mehr?“, fragt sie baff. „Doch, doch“, sagt ihr Birgit Müller, die in Kicklingen 22 Erst- und Zweitklässler in einer Kombiklasse unterrichtet. Kollegin Ilse Brenner hat die Kombiklasse drei und vier mit 25 Schülern. Müller erklärt: „Wir Lehrer haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass wir dieses Mal solche Gespräche ausprobieren wollen. Das hat viele Vorteile. Der größte ist, dass man mit dem einzelnen Schüler persönlich und direkt ins Gespräch kommt.“ Im Klartext heißt das: Solche Lernentwicklungsgespräche ersetzen die Zwischenzeugnisse mit Noten in den Klassen eins bis drei. Im ersten Schritt dürfen die Kinder einen Bogen ausfüllen und sich selbst einschätzen. „Mit Sternchen können sie angeben, wie gut oder schlecht sie sich in den verschiedenen Fächern oder im Verhalten sehen“, so Birgit Müller weiter. „Wir füllen auch einen Bogen, den sogenannten Du-Bogen aus, und gleichen diesen dann mit dem Ich-Bogen der Schüler aus – gemeinsam mit den Eltern“, ergänzt Ilse Brenner. Wichtig sei, dass am Ende noch gemeinsame Ziele aufgeschrieben werden, die dann über das Jahr hinweg mit den Kindern verfolgt werden. Bei der achtjährigen Jana steht deshalb auf einem kleinen, gelben Zettel, der seit Kurzem bei ihr auf dem Tisch im Klassenzimmer klebt: schöne Schrift und mehr melden. „Ich schreibe so groß und so, dass man es manchmal nicht lesen kann. Aber ich bemühe mich schon besser zu sein“, erzählt sie unserer Zeitungsente. Paula Print kennt dieses Problem. „Ich schreibe manchmal auch so schnell, dass ich meine eigene Schrift nicht mehr lesen kann. Aber wenn sich Jana anstrengt, dann strenge ich mich künftig auch an“, verspricht sie. Jana kommt aus Fristingen und geht seit diesem Schuljahr in die dritte Klasse in Kicklingen – 2015 wurde die Schule in Fristingen aufgelöst. „Mir gefällt es in Kicklingen auch. Ich komme jeden Tag mit dem Bus.“
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