
Wie der schweigsame Josef: „Nicht reden – tun!“

Das christliche Wort: Wertingens Pfarrer Rupert Ostermayer erinnert anlässlich des Josefstags an den Heiligen, von dem kein einziges Wort überliefert ist.
Liebe Leserin, lieber Leser!
„Nicht reden – tun!“
Wie oft haben Sie in diesen Zeiten das Gefühl, genau das müsste man in die Welt hinausschreien? Es ist wohl eine der größten Plagen unserer Generation, dass wir die technischen Möglichkeiten haben, jederzeit über alles informiert zu sein. Und als Folge davon: Die Möglichkeit, dass alle, die sich dazu berufen fühlen, zu all den Meldungen ihren Kommentar abgeben können. Schließlich sind wir ja alle Experten in jedem nur denkbaren Themenfeld: Alle sind perfekte Bundestrainer, alle können Politik, alle sind medizinisch bestens fundiert. Und schon geht es los: Jede und jeder redet munter darauf los, wie es gerade gefällt.
„Nicht reden – tun!“
Gleichzeitig fragen sich so manche, warum in unserem Land irgendwie so gar nichts mehr funktioniert. Darf man da den leisen Verdacht äußern, dass vielleicht zu viel geredet und theoretisiert wird? Und viel zu wenig angepackt, gemacht und geschaffen wird? Als Mann der Kirche weiß ich: Ich sitze bei diesen Zeilen im Glashaus und muss aufpassen, wie das mit dem Steinewerfen am Ende ausgeht. Auch mich machen die Endlos-Diskussionen und oft hohlen Worte im kirchlichen Bereich mehr als mürbe. Und leider sieht es in anderen Bereichen des Lebens nicht besser aus.
„Nicht reden – tun!“
Der kommende Sonntag ist einerseits natürlich für uns Christen als Sonntag der österlichen Bußzeit ein wichtiger Meilenstein zum Osterfest hin. Aber er trägt auch ein Datum, das im Kalender der Kirche eine andere hohe Bedeutung hat. Es ist der 19. März und damit das Fest des heiligen Josef. Auch wenn in den Gottesdiensten aus genanntem Grund die Fastenzeit den Vorrang hat, so ist dieses Datum doch in den Köpfen vieler Zeitgenossen noch als Josefstag gespeichert.
Der heilige Josef hat Handeln zu seinem Lebensmotto gemacht
„Nicht reden – tun!“
Das kann man getrost als Lebensmotto des heiligen Josef bezeichnen. Kein einziges gesprochenes Wort ist von dieser biblischen Figur in den Evangelien überliefert. Als schweigsamen Josef hat man ihn deswegen tituliert. Doch er hat Entscheidendes getan: Hat Maria zu sich genommen, statt sich von ihr zu trennen bei der ungeklärten Schwangerschaft. Hat Maria umsorgt in den Stunden der Geburt in Bethlehem. Hat Maria und das Jesuskind gerettet durch die beherzte Flucht vor dem Kindermörder Herodes. Hat den zwölfjährigen Jesus sorgenvoll in Jerusalem gesucht.
„Nicht reden – tun!“
Josef hat gehandelt. Und warum? War es Pflichtbewusstsein? War es Liebe? Das wären nicht die schlechtesten Beweggründe. Auch für uns heute nicht. Das, was ich tue, aus Liebe oder als meine Pflicht zu tun. Das würde der Gemeinschaft viel bringen!
Einen gesegneten Josefstag und eine gute Fastenzeit wünscht
Rupert Ostermayer, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Wertingen
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